Verfasser: | Klaus Euhausen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Schnellzugriff: Übersicht über meine Beiträge (unten) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER STADT HENNIGSDORF (KREIS OBERHAVEL) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Anlass und Absicht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Diese Seite soll über verschiedene Aspekte der Hennigsdorfer Geschichte informieren, nach meiner subjektiven Auswahl. An einigen Stellen werden Fragen formuliert. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Neueste Artikel: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eduard Maurer (auf Wikipedia) Ein Vorbild für die Jugend! Ein Vorbild für die Jugend? Artikel des HGA: Tragen in Hennigsdorf Straßen und eine Schule den Namen von Nazis? |
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2022: Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in Hennigsdorf 1940 - 1945, Text auf französisch (PDF) - in Vorbereitung - |
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10. November 2020: Die Mannschaftsaufstellung bestimmte nicht allein der Trainer. Historische und politische Aufarbeitung der Tätigkeit des DDR-Staatssicherheitsdienstes im Hennigsdorfer Rugby. (PDF, 330 KB) Über den Rugby-Trainer Erwin Thiesies. - o - |
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10. September 2020: Zwangsarbeit in Hennigsdorf 1940 - 1945, Text auf polnisch (PDF, 4 MB) Praca przymusowa w Hennigsdorfie (Osthavelland, Niemcy) w latach 1940 - 1945 |
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März 2020: Kapp-Putsch vor 100 Jahren: Als Arbeiter zu den Waffen griffen (Teil 1) Zweiteilige Serie (MOZ/HGA), 12.03.2020 - 23.03.2020 (kann übersandt werden) |
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Weil ich meine, dass man nicht alles doppelt ins Internet stellen und auch nicht abschreiben sollte, sind viele Personen oder Begriffe mit anderen Quellen verlinkt, zumeist bei www.wikipedia.de oder www.dhm.de. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Schwerpunkt dieser Seite soll auf dem 20. Jahrhundert liegen. [Warnhinweis! hier klicken] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Seit Juni 2016 im
1. Obergeschoss des alten Rathauses in Hennigsdorf:
"Dorfidyll
- Industriestadt - Lebensort"
In 4 Räumen
und auf dem Flur:
Öffnungszeiten:
Dienstags
14.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstags 10.00 bis 16.00 Uhr, Sonntags 14.00 bis
17.00 Uhr. Eintritt frei.
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Ortsbestimmung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hennigsdorf
liegt am nordwestlichen Stadtrand von Berlin, im Wesentlichen westlich
der Havel. Zu Hennigsdorf
gehören die Ortsteile Nieder
Neuendorf (südlich der Stadtmitte) und Stolpe-Süd
(östlich der Havel), ein weiterer Siedlungsteil östlich der Havel
nennt sich Neubrück. Nördlich von Hennigsdorf liegt die Stadt
Velten,
östlich
Hohen
Neuendorf und Stolpe
(Dorf), südöstlich der Berliner Bezirk
Reinickendorf (Frohnau), südlich der Berliner Bezirk
Spandau, westlich die Orte Falkensee,
Bötzow
und Marwitz.
Übrigens gibt es - oder gab es bis 1945 - zwei weitere (kleine) Orte mit dem Namen Hennigsdorf, einmal Hennigsdorf im Landkreis Trebnitz, Regierungsbezirk Breslau, Schlesien, mit 1933 knapp 700 Einwohnern (heute Pegów, wenige km nördlich von Breslau/Wroclaw und Stadtteil von Oborniki Slaskie im Powiat Trzebnicki) sowie Hennigsdorf im Landkreis Konitz, Danzig-Westpreußen, mit 1905 etwa 350 Einwohnern (heute Angowice, Stadt Chojnice, Powiat Chojnicki). |
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Seitenanfang | Administrative Zugehörigkeit und Einwohnerentwicklung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hennigsdorf gehörte im 17. Jahrhundert zum Glien- und Löwenbergischen Kreis in der Mittelmark des Kurfürstentums Brandenburg, ab 1816 zum Kreis Osthavelland, in der Zeit nach der DDR-Gebietsreform ab 1952 zum Kreis Oranienburg im Bezirk Potsdam. 1962 erhielt Hennigsdorf Stadtrecht. Seit 1993 gehört die Stadt zum Kreis Oberhavel im neugegründeten Land Brandenburg. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Seitenanfang | Geschichte und Biografien | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Jahre 1375 wird Hennigsdorf im Landbuch Kaiser Karls IV. erstmalig und später als Kossäten- und Fischerdorf erwähnt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Geschichte der Landgemeinden Hennigsdorf
und Nieder Neuendorf von 1375 bis Anfang des 20. Jahrhunderts hat Dr.
Wilhelm DÜRKS (PDF, 2,3 MB) sehr
ausführlich dargestellt. Wichtige Meilensteine der Entwicklung waren:
[mein Schreiben zur Benennung der neuen Grundschule in Hennigsdorf an den Bürgermeister und die Schulleitung, Nov. 2016, PDF, 20 KB] |
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Personenregister
aus DÜRKS (PDF, 58 KB) mit vielen
Namen
Hennigsdorfer Familien (PDF, 56 KB) und
Eigentümern Hennigsdorfer
Häuser (PDF, 208 KB).
Wer kann ergänzen? Wer hat Fotos? |
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Hennigsdorf liegt an der "Alten Hamburger Poststraße", etliche wieder aufgestellte Postmeilensäulen zeugen davon (vgl. auch Seiten des Regionalparks Krämer Forst und Berlin Heiligensee/Meilenstein). Um Hennigsdorf herum liegen vier Forsthäuser (PDF, ca. 700 KB). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Hennigsdorf hatte aufgrund eines Havelübergangs und später einer Brücke eine besondere Stellung. Ende des 18. Jahrhunderts gab es an der Havel nördlich von Hennigsdorf eine Ziegelei (später: Dampfziegelei und Tonwerk "August Burg") und eine Kalkbrennerei (frühe industrielle Entwicklung, PDF). Zwischen Hennigsdorf und Nieder Neuendorf befand sich ein Pulvermagazin. 1893 wurde die Kremmener Bahn mit dem Bahnhof Hennigsdorf eröffnet. Weitere Betriebe siedelten sich an und die Einwohnerzahl wuchs. Mit der Ansiedlung eines AEG-Werks (ab 1910, später Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke) und des Stahl- und Walzwerks (ab 1917, später Friedrich Flick) veränderte sich Hennigsdorf noch rasanter. 1910 wurde eine Flugtechnische Abteilung der AEG gegründet, 1912 der Flugplatz Nieder Neuendorf eingerichtet und 1915 ging eine Flugzeugfabrik in die Serienproduktion. Theodor Schauenburg war einer der herausragenden Piloten [Zeitungsbericht, HGA 28.06.2016; Buch: Jörg Mückler: Deutsche Bomber im Ersten Weltkrieg; Artikel im Propellerblatt Nr. 38]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
. | 1885 erwarb der Verleger Emil Cohn das Gutshaus Nieder Neuendorf. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Westlich von Nieder Neuendorf befindet
sich der Nieder
Neuendorfer Kanal, der 1738 als Verbindung zum sogenannten Großen
Graben angelegt wurde und in erster Linie der Bewässerung diente.
Am 2. März 1913 wurden auf der Landstraße zwischen Marwitz und Hennigsdorf der 45-jährige Berliner Juwelier Rudolf Plunz und seine Ehefrau Emma (geb. Fritsch), bei einem Attentat getötet. Unbekannte, vermutlich sogenannte und damals verbreitet gewesene "Automobil-Hasser", hatten zwischen den Bäumen der Allee Drahltseile über die Fahrbahn gespannt, wodurch das vorne in dem offenen Opel Torpedo sitzende Ehepaar quasi enthauptet wurde, von den beiden hinten sitzenden Töchtern Anna und Else (17 und 19 Jahre alt) die eine schwer verletzt wurde und die andere unverletzt blieb. Die Firma Adam Opel setzte eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aus, die aber nie gefasst werden konnten [Vgl. Audiobeitrag "Der Doppelmord am Muhrgraben", aus dem Leben von Erich Seiler (1898-1998) in der neuen Hennigsdorfer Geschichtsausstellung. Akte: BLHA Rep. 41 Bötzow 63. Außerdem: Das Hennigsdorfer Automobil-Attentat]. |
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1914 bis 1918 Erster Weltkrieg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mit den beiden Großbetrieben wuchs auch die Arbeiterbewegung in Hennigsdorf. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. In dieser Liste tauchen die Familiennamen Behrendt, List, Müller und Schulz je 3x, die Familiennamen Benditz, Dannenberg, Döring, Grothe, Hüller, Krüger, Lorenz, Patella, Rzimianski, Schmidt und Werner je 2x auf. Unter den Gefallenen ist der Hennigsdorfer Lehrer Fritz Gleich sowie der 23-jährige Paul Gustav Adolf Werner, der am 24. Januar 1915 bei dem schweren Seegefecht auf der Doggerbank in der Nordsee an Bord der SMS Blücher ums Leben kam. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In Nieder Neuendorf steht ein Denkmal
für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (oder hier)
mit einigen Namen. Das Hennigsdorfer Kriegerdenkmal an der Hauptstraße,
nach einem Entwurf des jüdischen Landschaftsarchitekten Ludwig
Lesser von 1927 , wurde nach 1933 durch die Nationalsozialisten entfernt,
die 1938 im Rathenaupark eine neue, monumentale Denkmalanlage errichteten
("Schwert-Denkmal"). Letzteres wiederum wurde am Kriegsende (1945) zerstört.
Heute steht dort der "Ehrenhain" für die gefallenen Soldaten der sowjetischen
Armee (siehe unten).
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1918 bis 1933 (Das rote Hennigsdorf) Weimarer Republik | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Am Ende des Krieges kam es reichsweit
zu Unruhen (General Erich
Ludendorff floh über den Flugplatz Nieder Neuendorf nach Schweden),
die im sog. Spartakusaufstand
in Berlin im Januar 1919 den Höhepunkt fanden.
Anfang 1919 wurde die Ortsgruppe der KPD von Paul Bergemann, Ewald und Karl Hirsch, Eduard Röckert, Paul Sauer und Paul Schreier gegründet (zu Letzterem unten mehr). Zu Paul Schreier (mein erster Beitrag zur Regionalgeschichte: PDF, 1 MB). |
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Gemeindevorsteher,
Gemeindevertreter, Gemeindeverwaltung, u. a. (PDF,
60 KB) von 1919 bis 1933.
Straßen oder Plätze, die an Friedrich Ebert (Senior), Philipp Scheidemann (beide SPD) oder Gustav Stresemann (DVP) erinnern, die die Republik gegen die Feinde von links, rechts und von außen verteidigten, sucht man in Hennigsdorf vergebens. Zwischen 1923 und 1945 existierte zwischen Hennigsdorf und Berlin-Spandau eine Kleinbahn (Linie 120, Straßenbahn). Im August 1928 kamen bei einem Autounfall zwischen Marwitz und Hennigsdorf die beiden Direktoren der Marwitzer Haël-Keramische Werkstätten, Daniel und Gustav Löbenstein (auch: Loebenstein. Löwenstein), ums Leben (Artikel, PDF, 40 KB). Dr. Gustav Löbenstein war Ehemann der Keramikerin Margarete Heymann-Löbenstein. |
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1929: Hundert-Tage-Streik im Hennigsdorfer
Stahl- und Walzwerk aufgrund Kürzung der Akkordlöhne.
Straßenkämpfe und Saalschlachten, vor allem zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten, häuften sich, ebenso politische Morde durch Anhänger beider Seiten ("roter und weißer Terror"). Schon 1921 bzw. 1922 waren zwei wichtige Repräsentanten der jungen Republik - Finanzminister Matthias Erzberger (kath. Zentrum) und Außenminister Walther Rathenau (DDP) durch Rechtsradikale ermordet worden. Anfang 1930 wurde an seiner Haustür in Berlin-Friedrichshain der Nationalsozialist Horst Wessel, der des Öfteren bei Freunden in Heiligensee weilte, von aktiven KPD- und RFB-Mitgliedern erschossen (er kam nicht, wie in der Broschüre "Das dramatische Ende einer Demokratie" behauptet wird, "bei einer Schlägerei ums Leben"). Durch die NS-Prapaganda wurde Wessel zum "Märtyrer" ("Blutzeuge der Bewegung") stilisiert, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trug der Berliner Bezirk Friedrichshain offiziell den Namen "Horst-Wessel-Stadt". Auch in Hennigsdorf gab es eine Horst-Wessel-Straße, in Stolpe-Süd eine Straße "Horst-Wessel-Gedenken" (heute: "Freiheit"). |
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1922 bis 1953 Regierungszeit Josef Stalins (Stalinismus). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Paul Schreier wurde am 13. Juli 1880 im benachbarten Gutsbezirk Stolpe geboren, im dortigen Forstarbeiterhaus Schönhorn, er verlebte dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Schreiers Vater war 1880 Forstarbeiter. Schreier war 1918/19 Mitbegründer von Spartakusgruppe und Kommunistische Partei in Hennigsdorf, dies resultierte sicherlich auch aus persönlichen Kontakten zu dem etwa 10 Jahre älteren Karl Liebknecht. Schreier war während der Weimarer Republik (dessen erklärte Gegner die Kommunisten waren!) Mitglied des Hennigsdorfer Gemeinderates und führender Kopf der örtlichen KPD. Um einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, musste er 1933 fliehen, letztendlich in die Sowjetunion des Josef Stalin. Er geriet 1937 in die Mühlen des sowjetischen Regimes, das von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion getragen wurde. Er wurde von einer Zweierkommission in einem kurzem Prozess zum Tode verurteilt und 6 Tage später erschossen, ohne rechtsstaatliche Grundlage, ohne echte Verteidigungsmöglichkeiten (Stalinistische Säuberungen, Großer Terror 1937/38). Schreier wurde im Hennigsdorf der DDR als Gründer der kommunistischen Bewegung, als Emigrant und Gegner des nationalsozialistischen Regimes geehrt, ein Platz, eine Straße und eine Schule wurden nach ihm benannt. Über die Todesumstände erfuhr man jedoch wenig bis nichts. Ein unabhängiges Recherchieren war in der DDR kaum möglich, Kritik am „unzerstörbaren Bruderbund mit der Sowjetunion“ unerwünscht. Statt Umstände und Hintergründe aufzuklären, wurden bestimmte Personen und Handlungen völlig einseitig und unkritisch glorifiziert und verherrlicht. Trotzdem hatten die Verantwortlichen keinerlei Ehrfurcht vor dem Geburtshaus Schreiers und ließen es 1975 beseitigen (vgl.: Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen. Todesopfer aus Deutschland im Großen Terror in der Sowjetunion 1937/38. 2006. Dietz Verlag, siehe auch: Artikel bei Wikipedia). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Schon in der Planungsphase des Havelausbaus
um die Jahrhundertwende begann die AEG mit der Errichtung eines großen
Produktionskomplexes auf 75 ha am Westufer der Havel südlich des alten
Hennigsdorfer Ortskerns. Hierher wurde der Elektrolokomotivenbau aus der
Berliner Brunnenstraße ausgelagert. 1911 wurde das neue AEG Werk
eröffnet. Die Bevölkerungszahl von Hennigsdorf lag noch unter
3.000. 1912 nahm der AEG-Flugzeugbau in Hennigsdorf die Serienproduktion
auf. Die Bevölkerung stieg von 1910 bis 1917 von 2.400 auf 4.581 Einwohner
an. Im August 1917 kam es in der Pulverfabrik nördlich des Dorfes
zu einer schweren Granatenexplosion.
1918 nahm das Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf als Schrottverwerter und Stahlzulieferer der AEG nördlich des Dorfes die Arbeit auf. Nach dem Krieg reparierte die AEG hauptsächlich durch den Krieg beschädigte Dampflokomotiven. Hinzu kam dann der Bau von neuen Lokomotiven. 1920 wird Groß-Berlin gebildet. 1923 wird der sog. „Räuberbruch“ in der Stolper Heide den Siedlern aus Berlin überlassen. In den nächsten Jahren reifen die Planungen für die Siedlung Stolpe-Süd. Die industrielle Entwicklung verursachte
eine große Wohnungsnachfrage, so dass die Hennigsdorfer Großbetriebe
eigene Siedlungsgesellschaften gründeten und im großen Stil
Wohnungen bauten. Die Einwohnerzahl stieg bis 1930 auf über 10.000
an. In den beiden Großbetrieben arbeiteten ca. 5.000 Menschen. Der
Arbeitskräftebedarf der Industrie wuchs jedoch erheblich schneller,
weshalb ca. 70 % der Beschäftigten einpendelte. Bis 1931 baute die
"Hennigsdorfer Siedlungsgesellschaft" der AEG 450 Wohnungen. Weiterhin
bauten die "Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft" und die "Heimstättengesellschaft"
Wohnungen.
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1933 bis 1945 (Das braune Hennigsdorf) Nationalsozialismus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ab 1933: Verhaftung und Verfolgung vieler
Kommunisten und Juden durch die Nazis, Einrichtung von Konzentrationslagern.
Während der Machteroberungsphase kam es auch in
Hennigsdorf (Meißnershof, Meissnershof) zu Morden an Kommunisten.
Änderung von Straßennamen.
Mein dritter Beitrag
zur Regionalgeschichte:
Hennigsdorfer
Schulen und Lehrkräfte des 20. Jahrhunderts (PDF,
ca. 9 MB):
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In Hennigsdorf lebten vor 1933 mehrere
jüdische Familien, Stolpersteine wurden verlegt für die Eheleute
Ernst
und Dora Blaschke und ihre Töchter Liesel und Ursel,
außerdem für Else Lachmann und LudwigGoldmann
(siehe unten).
Am (alten) Gymnasium in Hennigsdorf befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift und folgenden Namen: Zum Gedenken an die jüdischen Schüler aus Hennigsdorf und Umgebung, die durch das NS-Regime ihres Lebens beraubt und aus ihrer Heimat vertrieben wurden:
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27./28. Februar 1933: Reichstagsbrand,
Marinus
van der Lubbe weilte vorher in Hennigsdorf.
Westlich von Nieder Neuendorf entstand
bereits Anfang des 20. Jahrhunderts der AEG-Werksflugplatz, später
westlich von Hennigsdorf der Flugplatz
Schönwalde.
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Stolpersteine in Hennigsdorf: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Branchenverzeichnis
Hennigsdorf 1938 (PDF, 157 KB), mit vielen
Namen.
Im Oktober und November 2013 habe ich Einsicht in das NS-Archiv (ehem. Berlin Document Center) im Bundesarchiv (Berlin-Lichterfelde) erhalten und konnte etliche Karteikarten (z. B. NSDAP-Orts- oder Gaukartei, -Zentral- oder Reichkartei, NSLB) und andere Akten kopieren oder abschreiben. Das Ergebnis liegt jetzt im Stadtarchiv Hennigsdorf, gerne gebe ich Auskunft (z. B. über NS-Bürgermeister Picard, Scherler, Klinger, Leitende Angestellte der Industrie, Gewerbe- und Handeltreibende, Lehrkräfte der Hennigsdorfer Schulen). |
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1939 bis 1945 Zweiter Weltkrieg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall
auf Polen der Krieg, bereits vorher hatten die beiden Diktatoren Ostmitteleuropa
unter sich aufgeteilt ("Hitler-Stalin-Pakt"),
am 17. September marschierte die Rote Armee von Osten in das Nachbarland
ein. Noch am 3 . September erklärten Frankreich und das Vereinigte
Königreich Deutschland den Krieg, am 30. November 1939 griff die Sowjetunion
Finnland an. Begriffe, die das Vorgehen der Deutschen in den besetzten
Ostgebieten charakterisieren sind Konzentrationslager,
Vernichtungslager,
Vernichtungskrieg
und Holocaust. Auf
der sowjetischen Seiten sind charakteristische Begriffe z. B. Katyn,
Russifizierung
und Massendeportationen und GULag.
Wie in anderen Großbetrieben wurden auch in Hennigsdorf Zwangsarbeiter verschiedener Nationen eingesetzt, die in verschiedenen Barackenlagern untergebracht waren. Bei vereinzelten Bombenabwürfen gab es Tote. Am 18. März 1945 bombardierte die US-Luftwaffe die Hennigsdorfer AEG-Werke. Am 22. bzw. 23. April 1945 erreichte die Rote Armee Hennigsdorf, es gab viele Tote durch Artilleriebeschuss und Kämpfe, außerdem durch Selbsttötungen (und erweiterte Suizide), Erschießungen u. a. m.: Das Kriegsende 1945 in Hennigsdorf und Umgebung, mein fünfter Beitrag zur Regionalgeschichte (PDF, ca. 6 MB), als Buch erschienen. |
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Auf dem Hennigsdorfer Friedhof befinden sich diverse Grabanlagen und Denkmäler bzgl. des Zweiten Weltkriegs. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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1945 bis 1949 (Das sozialistische Hennigsdorf) Sowjetische Besatzungszone (SBZ) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wie
in vielen Orten der Umgebung wurde auch in Hennigsdorf über den Gräbern
gefallener sowjetischer Soldaten eine Denkmalanlage (mit über 200
Namen) errichtet
(sowjetisches Ehrenmal Hennigsdorf, PDF, 1,2 MB, siehe auch Kriegsende 1945 in Hennigsdorf und Umgebung, oben), ebenso im Ortsteil Stolpe-Süd (PDF, 670 KB). Muss man diese Denkmale nicht entstalinisieren? |
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Bereits seit etwa Januar 1945 kamen viele
Deutsche aus den Gebieten "östlich von Oder und Neiße", aus
Pommern, Schlesien und Oberschlesien, aus Ostpreußen, dem Memelland
und angrenzenden Gebieten, aus Böhmen und Mähren und anderen
Landen, in denen ihre Vorfahren seit Jahrhunderten heimisch waren, und
fanden in Hennigsdorf und Umgebung ein neues Zuhause.
Im Juni 1945 vereinigten sich aufrechte Hennigsdorfer Kommunisten und Sozialdemokraten wie in der gesamten damaligen sowjetischen Besatzungszone zur SED (Zwangsvereinigung). |
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Im Nieder Neuendorfer See wurden Kähne versenkt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter der breiten Schleppe der unzähligen
Verbrechen, die die Nationalsozialisten noch nach dem Zusammenbruch des
Dritten Reiches hinter sich herzogen, ließ sich neues Unrecht gut
verbergen. Die Speziallager,
z. B. in Weesow
bei Werneuchen und im ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Oranienburg-Sachsenhausen
(Speziallager
Nr. 7), wurden von der sowjetischen Besatzungsmacht zwar als Internierungslager
für Anhänger und Träger des NS-Systems propagiert, so wie
sie mit den Westalliierten in den verschiedenen interalliierten Konferenzen
vereinbart worden waren, aber sowohl die Einweisungs- als auch die Haftpraxis
entsprachen mehr den aus den Tiefen der Sowjetunion mitgebrachten Erfahrungen
kommunistischen Terrors als einer an der Charta der Menschenrechte und
des Völkerrechts orientierten Besatzungsherrschaft. Katastrophale
Ernährung, Unterbringung und Haftbedingungen verursachten ein Massensterben.
Das Totenbuch Sachsenhausen kann und soll dabei nicht zwischen „Tätern“
und „Opfern“ unterscheiden. Es fragt nicht, ob die an Hunger und Krankheit
verstorbenen Häftlinge und Internierten Funktionsträger des NS-Regimes
waren oder warum sie verhaftet wurden. Die meisten Lagerinsassen waren
minderbelastet oder unschuldig. Es waren Menschen, die ohne einen Schuldvorwurf
in den Jahren 1945 bis 1950 als kleine NS-Funktionäre, Nazisympathisanten
oder einfach, von Nachbarn aus nichtigen Gründen denunziert, vom sowjetischen
Geheimdienst inhaftiert worden sind und oft nach monatelanger Kellerhaft
in den Schweigelagern des NKWD, den sogenannten Speziallagern, verschwanden
(fast wörtlich aus: Totenbuch
sowjetisches Speziallager Nr. 7/Nr. 1 in Weesow und Sachsenhausen 1945-1950.
Hg. von der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen/Stiftung Brandenburgische
Gedenkstätte. Bearbeitet von Ines Reich. 2010. Mit freundlicher Genehmigung).
(Vermächtnis Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945 - 1950. 2011. - Grusswort Prof. Michael Wolffsohn. 2011.) Ca. die Hälfte der Häftlinge des Speziallagers gehörte zum sog. „Spezkontingent“: im Zuge der „Entnazifizierung“ kam es zu Verhaftungen von früheren Mitarbeitern von NS-Behörden, „aktiven Mitgliedern“ der NSDAP u. a., tatsächlich waren es vor allem untere und mittlere Funktionsträger der NSDAP sowie anderer NS-Organisationen, politische Gegner und willkürlich verhaftete Zivilisten... Die Absicht der Sowjetunion war neben der Ausschaltung der nationalsozialistischen Funktionsträger auch die Durchsetzung eines kommunistischen Führungsanspruchs in der SBZ (fast wörtlich übernommen aus: Thomas Ney u. a.: Projekt des Louise-Henriette-Gymasiums Oranienburg). |
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Seitenanfang | Eines der bekanntesten Opfer des Speziallagers Sachsenhausen war der Schauspieler Heinrich George, * 9.10.1893 Stettin, † 25.9.1946. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auch Hennigsdorfer saßen und starben
in den sowjetischen Speziallagern:
in Weesow: Emil Erich Ernst Seiler, * 28.11.1891, † 21.8.1945 (Eltern: Bäcker Wilhelm Seiler und Ehefrau Emilie, geb. Noelte / Nölte, zu Hennigsdorf). Seiler war verheiratet und hinterließ die Ehefrau mit zwei Kindern. Der Nieder Neuendorfer Walter Keller, * 22.2.1913, starb am 24.7.1947 im Speziallager Buchenwald bei Weimar, Ferdinand Urban (* 20.02.1900, katholisch, Vater: Josef Urban, Mutter: Marie Ehrentraud) am 28.1.1947 im Lager Jamlitz. Der technische Direktor der AEG E-Lokomotiven-Fabrik Hennigsdorf Wilhelm Ferdinand Lipperheide (* 19.4.1890) überlebte die Lager Weesow, Landsberg/Warthe und Buchenwald, die Waldheimer Prozesse und das Zuchthaus Bautzen, wurde 1955 entlassen und starb 1960. [Quelle]. [derzeit sammle ich weitere Informationen. Wer kann Angaben über die Personen machen?]. |
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Aus der Umgebung waren in Sachsenhausen inhaftiert und starben dort (Auswahl des Verfassers, aus dem Totenbuch Sachsenhausen): | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Ehefrau des letzten Gutsbesitzer von
Stolpe (Dorf) Burghard von Veltheim (geboren 17.12.1873), Elisabeth
Helene
Mathilde von Veltheim, geborene von Alvensleben (* 30.11.1889
Erxleben) wurde von den Sowjets abgeholt und starb im Januar 1946 im Speziallager
Sachsenhausen, obgleich sie Kontakt zum kirchlichen Widerstand gegen Hitler
gehabt haben soll.
Ein weiterer "tragischer Lebenslauf zwischen zwei Diktaturen" ist der des ehemaligen Regierungspräsidenten von Potsdam Franz Schleusener. Falls es in Hennigsdorf wieder Bestrebungen geben sollte, neue Straßen oder Plätze nach Personen zu benennen, wäre Schleusener einer meiner Favoriten. |
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1949 bis 1961 DDR ohne Mauer | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Von 1945 bis 1948 gehörte Stolpe-Dorf zum französischen Sektor Berlins, Stolpe-Süd zum sowjetischen. 1948 wurde Stolpe an die Sowjets übergeben; Stolpe-Süd wurde zur selbständigen Gemeinde deklariert, die Grundbücher und Katasterkarten aber nicht geändert. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sowjetische Militärtribunale verhängten nach der Gründung der DDR im Jahre 1949 und bis Stalins Tod 1953 in Geheimprozessen gegen deutsche Staatsangehörige mehr als 1000 Todesurteile, die zum größten Teil vollstreckt wurden. Sie hatten sich für Demokratie eingesetzt, wurden als Sowjetfeinde oder Spione denunziert oder hatten für westliche Geheimdienste gearbeitet. Sie wurden von östlichen Geheimdiensten verhaftet, in Moskau hingerichtet, im Krematorium verbrannt und in einem Massengrab verscharrt. Über Jahrzehnte hatten Moskau und Ostberlin alles daran gesetzt, die Spuren der Opfer zu verwischen. Viele Opfer wurden durch den Hauptmilitärstaatsanwalt der Russischen Föderation rehabilitiert (aus: „Erschossen in Moskau ...“. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953. Hg. Von Arsenij Roginskij, Jörg Rudolph, Frank Drauschke und Anne Kaminsky. 2005. Metropol Verlag. Mit freundlicher Genehmigung). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nachfolgend Namen von 14 Opfern, die in irgendeiner Beziehung zu Hennigsdorf oder der Umgebung standen (einzelne "Lebensbilder" sind in Vorbereitung, vgl. Potsdamer Ehrenmale Lindenstraße 54, sowie RUDOLPH/DRAUSCKE/SACHSE (2007): Hingerichtet in Moskau. Opfer des Stalinismus aus Berlin 1950 - 1953): | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Warum gibt es in Hennigsdorf über 30 Jahre nach dem Ende der DDR kein Denkmal, das an die Opfer der kommunistischen Diktatur erinnert? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Seitenanfang | 1951 begann der Bau des Havelkanals von Nieder Neuendorf nach Paretz, der das Berliner Stadtgebiet "umgeht". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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1953 wurde der Berliner Eisenbahnaußenring in dem Abschnitt bei Hennigsdorf in Betrieb genommen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17.
Juni 1953. Berühmt ist das Foto,
das die Hennigsdorfer Arbeiter auf dem Weg nach Berlin zeigt. In Berlin-Tegel
befindet sich eine Gedenktafel
(Vergrößerung).
Ebenso ein bedeutendes Dokument ist die RIAS-Reportage
von der Müllerstraße (17.
Juni 1953).
In Hennigsdorf gibt es seit dem 16. Juni
2013 einen Platz des 17. Juni 1953,
bei der Abstimmung darüber im Stadtparlament gab es nur eine Stimmenthaltung
aus der Fraktion der Partei DIE LINKE (Frau D. aus H.).
Plakate der Stadt Hennigsdorf (Fotos: Klaus
Euhausen, Juni 2013. Zum Vergrößern draufklicken):
Wäre es in den 1950er oder 1960er Jahren zu einem Atomkrieg der beiden "militärischen Blöcke" gekommen, wären auf Hennigsdorf möglicherweise vier nukleare Sprengköpfe niedergegangen. Proteste in Hennigsdorf, Sommer 1961 (Bundesarchiv, 3 Seiten): Proteste im LEW Hennigsdorf (1) - Jahrgänge - Stasi-Unterlagen-Archiv (ddr-im-blick.de) Proteste im LEW Hennigsdorf (2) - Jahrgänge - Stasi-Unterlagen-Archiv (ddr-im-blick.de) Proteste im LEW Hennigsdorf (3) - Jahrgänge - Stasi-Unterlagen-Archiv (ddr-im-blick.de) |
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1961 bis 1989/1990 DDR mit Mauer | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13.
August 1961 Bau der Mauer.
(Foto: Mauerspringer,
Berlin, Bernauer Straße). 17 Millionen Menschen werden zu Zwangsteilnehmern
eines sozialistischen Großversuchs. Bedingt durch den Mauerbau und
der Einrichtung von Sperrgebieten fand im südlichen Teil von Nieder
Neuendorf keine bedeutende bauliche Entwicklung mehr statt. Der Mauerbau
schnitt Hennigsdorf und Stolpe-Süd endgültig von Berlin ab; Verkehrswege
wurden unterbrochen, der Pendleranteil sank drastisch auf unter 5 %.
Im heutigen Hennigsdorfer Ortsteil Neubrück (Ruppiner Straße) war eine Kaserne des Grenzregiment 38. Bei Papenberge befand sich eine Bootskompanie. |
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Die Todesopfer der Berliner Mauer. Im Bereich Hennigsdorf und Umgebung bzw. mit sonstigem Bezug zu Hennigsdorf: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hennigsdorf (bei wikipedia) - [Film: Micki / Die Kulturingenieure (wertvoll), bei youtube]. |
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1957 starb in Nieder Neuendorf Otto
Nuschke (vgl. auch HWB-Journal
Juli 2002, PDF, Seite 8).
Die großen Industriebetriebe in Hennigsdorf wurden ausgebaut: Das Stahl- und Walzwerk wurde zum Stammbetrieb des "Volkseigenen Betriebes Qualitäts- und Edelstahl-Kombinat Stahl- und Walzwerk Wilhelm Florin". Die LEW Hennigsdorf entwickelte sich zum Stammbetrieb des VEB Kombinates-Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke "Hans Beimler". Die neue Situation und das kräftige Ansteigen der Einwohnerzahl auf über 20.000 führte zur Verleihung der Stadtrechte am 19.3.1962. Mitte der 80er Jahre wurde die Autobahn
nach Hamburg (heute BAB 24) mit dem Zubringer Reinickendorf (heute BAB
111) und den Grenzkontrollstellen gebaut.
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Seitenanfang | (Um) 1987 entstand eine Gedenkstätte mit großer Inschrift und etlichen Namen "sozialistischer Kämpfer": | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Eine kritische Auseinandersetzung mit
der SED-Diktatur beschränkt sich in Hennigsdorf mehr oder weniger
auf den 17. Juni 1953 (Volksaufstand) und den 13. August 1961
(Mauerbau und Folgen, Mauertote bis 1989). Die Rolle der KPD in der Weimarer
Republik und der sogenannte
kommunistische
Widerstand von 1933 bis 1945 werden hier i. d. R. unkritisch betrachtet.
Andere Themen "des Lebens unter Hammer und Zirkel" - i. d. R. Partei und
Massenorganisationen auf der einen und diejenigen, die sich nicht klaglos
darin einreihen wollten, auf der anderen Seite - wie (die nachfolgende
Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, der Verfasser würde
sich über konkrete Hinweise zu Fällen, Hennigsdorf und Umgebung
betreffend, freuen):
[MDR: Sowjetarmee geheim. Soldatenallltag in der DDR, auf youtube: Teil 1, Teil 2] [Film "Kaputt" der Kulturingenieure über das Frauengefängnis Hoheneck, vgl. Wikipedia] Die DDR lebt noch - auf der Straße (Die Welt, von Thomas Schmoll, 09.11.2017).
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Ab 1989/90 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nach der Öffnung der Grenzen 1989
bekamen die Stadt Hennigsdorf und die Siedlung Stolpe-Süd ihre natürliche
Umgebung zu Berlin zurück. Die großen volkseigenen Betriebe
in Hennigsdorf wurden privatisiert. Im Mai 1992 übernahm der italienische
Konzern RIVA das Stahlwerk, das seitdem die Bezeichnung Hennigsdorfer Elektrostahlwerke
GmbH (H.E.S.) führt.
Die AEG übernahm ihre alte Produktionsstätte für den Schienenfahrzeugbau. 1993 wurde der Hauptsitz der AEG Bahnsysteme nach Hennigsdorf verlagert. Eine weitere Profilierung des Industriestandortes als Zentrum für Verkehr und Technik erhielt Hennigsdorf mit der Gründung der Gesellschaft ADtranz, in der die AEG Bahnsysteme aufgegangen sind. Heute gehört das Werk zum kanadischen Bombardier-Konzern. Das Kasernengeländes in Neubrück wurde umgenutzt: Die Kasernen wurden umgebaut als Wohnheime für Asylsuchende (Ende 2015 erheblich erweitert). Die übrigen umfangreichen baulichen Anlagen von Neubrück/Schillerhaus werden gewerblich genutzt. Unmittelbar nach der Wende wurde in Hennigsdorf mit den planerischen Vorleistungen zur Revitalisierung von Industriebrachen zur Ansiedlung kleiner und mittlerer Unternehmen begonnen. So wurden insgesamt sieben Bebauungsplanverfahren mit Gewerbegebietsausweisung und einer Gesamtfläche von fast 100 ha eingeleitet. 1993 wurde die Denkmalanlage auf dem Anger an der Berliner Straße errichtet (Heidi Wagner-Kerkhof). 1993 bis 1995 wurde das Hennigsdorfer Stadtzentrum zwischen Bahnhofsvorplatz und Fontanestraße gebaut. Damit erhielt Hennigsdorf den bisher nicht vorhandenen lang ersehnten Mittelpunkt des städtischen Lebens. Es entstanden in relativ kurzer Zeit neue Wohngebiete wie die Havelpromenade in Nieder Neuendorf oder die Waldrandsiedlung im Bereich Forststraße/Am Waldrand sowie einzelne Wohn- und Geschäftshäuser. 1993 wurden konkrete Ziele und Maßnahmen zur Sanierung des Ortskerns und des Stahlwerksgeländes beschlossen, um städtebauliche Mißstände und Funktionsschwächen zu beseitigen, brachliegende oder untergenutzte gewerbliche Bauflächen zu aktivieren und das Sanierungsgebiet zu einem lebendigen Stadtteil zu entwickeln. Ein zentrales Problem stellt dabei die Bewältigung des Durchgangsverkehrs dar. Die in Hennigsdorf vorhandenen Standortbedingungen bieten gute Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Industriestadt und zu einem attraktiven Wohnstandort an der Havel. Ansiedlungen der letzten Jahre und Monate (Technologie- und Biotechnologiezentrum) machen Hennigsdorf auch zu einem Standort der Forschung und Entwicklung zukunftsweisender Technologien. |
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2013 wurde eine Straße im Gewerbegebiet Süd
nach dem ehem. Generaldiirektor des Kombinats VEB
Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke (LEW) "Hans Beimler" Hennigsdorf
Horst Müller benannt Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hennigsdorf lässt sich an vielen authentischen Orten sowie an Denkmälern und Straßennamenschildern die Geschichte des Ortes bzw. der Region ablesen: von den ältesten Teilen und Gebäuden der Orte in der Hauptstraße und Berliner Straße in Hennigsdorf bzw. der Dorfstraße in Nieder Neuendorf, über Schauplätze der industriellen Entwicklung mit den einhergehenden Wohnungsbauprojekten, gleichzeitig entstandene öffentliche Gebäude wie Rathaus, Schulen und Bahnhof, Gefallenendenkmäler des Ersten Weltkriegs, Gräber von Getöteten innerer Unruhen (wie z. B. Kapp-Putsch/Märzunruhen 1920), Orte von Zwangsarbeit, Haft und Vernichtung unter den Nationalsozialisten, Gräber von getöteten Soldaten und Zivilisten des Zweiten Weltkriegs, Haft und Tod unter dem sowjetkommunistischen System, Tote und Verwundete an Mauer und Stacheldraht, Unruhe und Unrecht während der DDR-Zeit. Hinter jedem Namen steht eine Geschichte. |
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Seitenanfang | Quellen (u.a.) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weite Quellen siehe o. g. Artikel (im PDF-Format). |
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Zum Verfasser | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klaus Euhausen,
geboren 1962 in Oldersum (Ostfriesland, Niedersachsen) und dort aufgewachsen, Gärtner, Dipl.-Ing. Landespflege, verheiratet, 3 Kinder, lebt in Hennigsdorf bei Berlin, familienkundlich und regionalgeschichtlich interessiert (unkommerziell) mit Schwerpunkten Ostfriesland und Nord-Brandenburg, Verfasser orts- und regionalgeschichtlicher sowie familienkundlicher Artikel und Bücher, seit Juni 2016 (Mit-) Betreuer der ständigen Geschichtsausstellung der Stadt Hennigsdorf. |
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Meine Beiträge (sorgfältig recherchiert, überparteilich und kostenlos): | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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