FAMILIENFORSCHUNG  EUHAUSEN / TUITJER

Verfasser:  Klaus Euhausen 
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Oldersum - Zur Geschichte eines ostfriesischen Fleckens 

Die Geschichte des Ortes Oldersum ist in der 1987 erschienenen OLDERSUMER CHRONIK umfassend dargestellt. Seit Mitte 2005 liegt im Internet auf den Seiten der Ostfriesischen Landschaft ein ausführlicher Artikel zur Geschichte Oldersums von mir vor (siehe Historische Ortsdatenbank Ostfriesland). 

Hier werden zur Aufhellung der allgemeinen Hintergründe die wichtigsten Daten zur Geschichte des Ortes wiedergegeben: 

Oldersum liegt im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Niedersachsen, politisch zugehörig zur Gemeinde Moormerland im Landkreis Leer. 

Oldersum bedeutet "Altes Heim" ("Oldersheim"). 

Die Siedlung wurde um 700 bis 800 nach unserer Zeitrechnung auf einer Langwarf (einem künstlichen Erdhügel) an der Mündung des Fehntjer Tiefs (eines natürlichen Wasserlaufes) in die untere Ems gegründet. 

Urkundlich wird "Oldersem" erst 1381 erwähnt, in einer Zeit, als drei Häuptlingsfamilien um die Vorherrschaft in Ostfriesland kämpfen. Die Familie Cirksena geht hieraus Anfang des 15ten Jahrhunderts als Sieger hervor; der Abkömmling Ulrich wird 1464 von Kaiser Friedrich III. mit der Grafschaft "Ostfriesland" belehnt; 1654 erhält die Familie Cirksena den Reichsfürstentitel. 

1462 stirbt der Häuptling Wiard von Oldersum; seine Nachfahren regieren bis 1631 die "Herrlichkeit" von der Oldersumer Burg aus. 

Zur wechselvollen Geschichte Oldersums gehören ebenso Schlachten, Belagerungen und Einquartierungen, u.a. in der "sächsischen Fehde" (1514) und im 30jährigen Krieg, wie das für die Kirchengeschichte und Reformation in Ostfriesland bedeutende Religionsgespräch von 1526

Oldersum hatte den Rang eines Marktfleckens, war also eine Kommune mit mehreren, aber nicht allen städtischen Rechten, weitgehend unabhängig vom ostfriesischen Grafenhaus. 

1631 wurde die hochverschuldete Herrlichkeit Oldersum an die damals auf einem wirtschaftlichen Höhepunkt befindliche Stadt Emden verkauft. 

1744 starb der letzte Sproß der Fürstenfamilie Cirksena - Ostfriesland kam zu Brandenburg-Preußen. 

Von 1806 bis 1813 war Ostfriesland von Holland bzw. Frankreich unter den Bonapartes besetzt. Es bildete das Departement del Ems-Orientale (Ost-Ems), der Canton Oldersum gehörte zum Arrondissement Emden. 

Aufgrund der Neuordnung nach dem Ende der französischen Besatzung kam Ostfriesland zum Königreich Hannover, Oldersum gehörte zum Amt Emden. 

Die Zuordnung zu Hannover wurde nach dem "Deutschen Krieg" 1866 wieder rückgängig gemacht. Ostfriesland und somit auch Oldersum, als Teil des Amtes Emden, blieb bis 1945 preußisch. 

Nach Reichsgründung und erstem Weltkrieg kam Oldersum im Zuge einer Kommunalreform 1932 als selbständige Gemeinde zum Landkreis Leer. 

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten veränderte das öffentliches und private Leben und führte zu Verfolgung, Vertreibung und letztendlich zu Krieg und Mord. Der zweite Weltkrieg endete am 5. Mai 1945 mit einem geplanten Großangriff auf die "Festung" Emden buchstäblich vor den Toren, besser gesagt vor den gesprengten Brücken Oldersums: zur Geschichte Oldersums im 20. Jahrhundert liegt mittlerweile ein umfassenderer Artikel im Internet vor, ebenso zwei Artikel zu einer religiösen Minderheit, die über 300 Jahre lang in Oldersum beheimatet war:  Geschichte der Juden in Oldersum  sowie Jüdische Genealogien

Am 1. Januar 1973 wurde Oldersum Teil der neuen Gemeinde Moormerland mit Verwaltungssitz in Warsingsfehn. Ostfriesland blieb bis 1978 selbständiger Regierungsbezirk (mit Sitz in Aurich) und ist seitdem Teil des Regierungsbezirkes Weser-Ems. 

Quellen: KANNEGIETER, Herbert, Oldersumer Chronik; ADEN, Dr. O., Oldersum-Zur Geschichte eines ostfriesischen Fleckens; PERIZONIUS, H.F.W., Geschichte Ostfrieslands; SCHMIDT, H., Politische Geschichte Ostfrieslands 

APPELLKRIEG

Seit Jahrzehnten gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen den ostfriesischen Ständen, allen voran die Stadt Emden ,und dem ostfriesischen Grafen- bzw. Fürstenhaus, in der Regel ging es um Steuererhebungen, Zuständigkeiten in verschiedenen Fragen oder Eigentumsansprüche. Es kam zu Prozessen und Vergleichen wie dem Haager Vergleich und dem Osterhusischen Akkord. Anfang des 18. Jahrhunderts spitzten sich die Gegensätze zwischen den „ungehorsamen“ Ständen, den sogenannten Renitenten, und dem Fürsten wieder mal zu. Beide Seiten beanspruchten die Steuern des Landes und hatten gesonderte Steuerkassen eingerichtet und Steuern erhoben. Bereits am 28.4.1724 hatte die Stadt Emden die Emder Herrlichkeit Oldersum aufgefordert, sich für Auseinandersetzungen bereitzuhalten und sich zu bewaffnen. 1725 wurde der Oldersumer „Steuerbeamte“ durch kaiserliche Soldaten ersetzt. Am 02.02.1726 kam es zu Kämpfen zwischen fürstlichen Soldaten und Emder Truppen in Leer mit Toten und Verwundeten. Per kaiserlichem Dekret wurden die Renitenten Anfang 1726 verurteilt. Am 7.4.1726 ließ der Fürst 200 Soldaten nach Leer einrücken, wieder kam es zu Straßenkämpfen mit vielen Toten. Das Oldersum Fähnlein wurden von verschiedenen Offizieren geführt, Mitte 1726 war Eggo Willem Papetjuch Bürgerleutnant, Hinrich van Höveln (Nr. 900 meiner AL) und Jan Samuels Fehr (448.) waren u.a. Sergeanten. Auch strategisch wichtige Orte in und um Oldersum wurden besetzt und bewacht, die Monnikebrücke z.B. durch eine Gruppe unter der Führung von Sergeant Fehr. Eine erneute Zuspitzung gab es im April 1727, als der Fürst dänische Truppen zu Verstärkung ins Land geholt hatte. Eine Truppe von 60 Mann aus Oldersum, die sich mit Männern aus Emden und den anderen Emder Herrlichkeiten und Orten um Emden vereinigten, marschierten nach Norden. Ende April kam es zu einem Gefecht gegen die fürstlichen Truppen vor Norden. Der Oldersumer Amtmann Wallendorph wurde gefangen und war über 2 Jahre in Haft, eine Liste über Oldersumer Verluste ist nicht bekannt, Ede Janssen Faber (Nr. 1.248.) gehörte zu den Oldersumer Gefallenen. Erneut wurden die Renitenten vom Kaiser verurteilt und mußten Wiedergutmachung zahlen, Oldersum kam bis 1744 unter Zwangsverwaltung, die Burg wurde von kaiserlichen Soldaten besetzt. 

Quelle: u.a. Kannegieter, Chronik, S. 49 ff. 

MONNIKEBRÜCKE = Mönchsbrücke über die Grove zwischen Oldersum und Riepe

Nördlich der Brücke liegt Monnikeborgum (Mönchsburg, bereits 1461 erwähnt), ein ehemaliges Vorwerk des Zisterzienserklosters Ihlow (zur Zeit der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts aufgelöst / durch das ostfriesische Grafenhaus säkularisiert). Der Hof an der Straße zwischen Groß-Monnikeborgum und Ippenwarf heißt heute noch „Katholischer Platz“ (vgl. Kannegieter, Chronik, S. 155 f). 

Während der sächsischen Fehde (1514-17) kam es am 14.6.1514 an der Monnikebrücke zu einem Gefecht zwischen einem sächsischen Heerhaufen („de zwarte Hoop“) und Verteidigern des Fleckens Oldersum unter Führung der Juncker Ulrich von Dornum und Hicko von Oldersum. Der Verlauf des Gefechts wird bei H.F.W. Perizonius, Geschichte Ostfrieslands, Band I, S. 274 f., eindrucksvoll beschrieben. Es gelang des Eindringlingen nicht Oldersum einzunehmen, „Münkeborgen“ jedoch ging in Flammen auf. Ein zweiter Versuch Oldersum einzunehmen am 16.8. scheiterte ebenfalls. 

1598 kam es wegen des sog. „Brauerstreits“ zwischen Emdern und Oldersumern an der Monnikebrücke zu einem „Schildbürgerstreich“: wegen des Streites um Steuern, mit denen Oldersumer Bier belastet wurde, wenn es in Emden verkauft werden sollte, wurde die Monnikebrücke so verengt, daß Emder Schiffe, die in die „Süßgewässer“ östlich der Brücke gelangen mußten, um dort Wasser zum Brauen zu holen, nicht mehr passieren konnten, die kleineren Oldersumer Schiffe aber sehr wohl noch nach Emden gelangten. Der Rechtsstreit zog sich noch lange hin und wurde erst 1620 durch eine Schlichtungskommission in Den Haag beigelegt (ausführlich beschrieben bei Kannegieter, Chronik, S. 122 f.).

Das „alte Krughaus“ an der Monnikebrücke bestand schon um 1600. Um 1730 befanden sich noch die Braugeräte im Haus. Erst um 1920 hat die Familie Brahms die Schenkwirtschaft aufgegeben. Im 18. Jahrhundert war das Haus auch Hebestelle für Kanalgebühren für die Fehnschiffahrt. Um 1800 wurde an der Monnikebrücke eine Ziegelei gegründet, als letztes Gebäude wurde um 1900 ein Haus für die Ziegelknechte abgebrochen. Im gleichen Zeitraum stand am Sieltief eine Kalkbrennerei (vgl. Kannegieter, Chronik).

Die Monnikebrücke, wenige Jahre vor der Sprengung
Die Monnikebrücke um 1940
(Foto: Verfasser)

Die Monnikebrücke wurde in den ersten Maitagen 1945 von den sich zurückziehenden deutschen Wehrmachtstruppen gesprengt (vgl. auch Kriegsende in Oldersum).

Quelle: KANNEGIETER; Chronik, PERIZONIUS, Geschichte Ostfrieslands

SEUCHEN IN OLDERSUM 

Jan Harms Pommer, Weber in Oldersum (Nr. 368 der Ahnenliste), stirbt am 19.7.1795 in Oldersum "an der rode Loop". "De Rode Loop" ist die Ruhr, die im Januar 1794 von englisch-hannoverschen Soldaten eingeschleppt wurde, die nach der Niederlage gegen die napoleonischen Truppen nach Norddeutschland fliehen. Die Truppen waren in einer trostlosen Verfassung und führten viele Kranke und Verwundete mit sich, Seuchen wüteten. Die vorgesehenen Lazarette waren bald überfüllt und so wurde auch in Oldersum in der Kirche ein Notlazarett eingerichtet. Für den Gottesdienst stellte Egbert H. Egberts seine Scheune an der Kannegießerstraße zur Verfügung (Haus Weichold). Viele Soldaten starben und wurden in Oldersum innerhalb der Kirchhofsmauern nördlich der Kirche in Massengräbern beigesetzt; der Platz wurde fortan "Engelse Karkhoff" genannt. Es blieb nicht aus, daß sich auch Oldersumer Bürger infizierten. Von ihnen sind 46 gestorben, 25 an Faulfieber, 11 an sonstigen Fieberarten, 7 an der Ruhr und 3 aus ungeklärter Ursache. Die überlebenden englischen Soldaten wurden im März 1795 von Schiffen in Emden und Bremen abgeholt. 

Quelle: KANNEGIETER, Chronik, S. 165 ff. 

KIRCHENBÜCHER

Für Oldersum liegen folgende Kirchenbücher vor: 
Taufen: 1652-1758, 1758-1800, 1800-1852, 1853-1888, 1889-1921, später als 1921 
Trauungen:  1652-1800 (liegt im Internet vor), 1800-1852, 1853-1910, später als 1910 
Begräbnisse: 1781-1853, 1853-1893, 1893-1962, später als 1962 
Zivilstandsregister 1812-1814 („Franzosentied“, Fotokopien)

Weiteres zu Oldersum finden Sie unter www.oldersum.info .
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