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Hauptseite Hauptseite "Oldersum im 20. Jahrhundert" 2005 (Stand: OCT 2018)

DAS KRIEGSENDE 1945 IN OLDERSUM UND UMGEBUNG

Vorbemerkungen

Diese Seite beschreibt - aus Anlass der 60. Wiederkehr - das Kriegsende im Raum Oldersum.
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Aus diesem Grunde habe ich versucht, die damaligen Ereignisse in und um Oldersum möglichst genau zu rekonstruieren, mit dem Ziel, dem interessierten und vor allem jüngeren Leser mehr Wissen und Hintergrundinformationen über diesen Zeitabschnitt zu geben und gleichzeitig in einem würdigen Rahmen der getöteten Soldaten und Zivilisten der letzten Kriegstage zu gedenken, "mit dem Abstand von 60 Jahren", von einer Person, die fast 20 Jahre nach dem Geschehen geboren wurde und dabei keine nahen Angehörige verloren hat.
Die Tatsache, dass viele Menschen im Raum Oldersum wenige Tage vor Kriegsende bzw. am letzten Tag der Kampfhandlungen, höchstwahrscheinlich in den letzten größeren Kämpfen überhaupt im Nordwesten, das Leben für das Hitler-Regime lassen mussten, macht diese Geschehen noch bedeutender und tragischer.
Weiterhin hatte ich den Anspruch, den gewaltsamen Tod vieler junger deutscher Soldaten kurz vor Ende des Krieges näher zu beleuchten, da insbesondere über die Todesumstände der in Oldersum begrabenen Menschen verschiedene Darstellungen kursierten.
Und: die Menschen, die diese schwere Zeit "bewusst" miterlebt haben und befragt werden können, werden immer weniger.
Unterschiedliche Quellen lagen diesem Text zu Grunde: "amtliche", wie die Unterlagen der sog. Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt - Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Berlin), Daten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) und Angaben verschiedener Standesämter.
Zudem habe ich im Raum Oldersum diverse Zeitzeugen befragt, ohne die diese Arbeit kaum möglich gewesen wäre. Sie gaben wichtige Hinweise, so dass ich gezielter vorgehen konnte.
Des weiteren habe ich Familienangehörige der Gefallenen ausfindig machen können, zumeist Geschwister bzw. Nichten oder Neffen, die Fotos und Briefe zur Verfügung gestellt haben.
Ehemalige Soldaten, die selbst an den Kämpfen um Oldersum beteiligt waren, habe ich bisher leider nur zwei sprechen können; sie konnten aber detaillierte Informationen geben.
An dieser Stelle sei allen Gesprächspartnern herzlich gedankt. 
Bezüglich der Zeitzeugenbefragung 60 Jahre nach dem Ereignis bin ich mir der Problematik der "erzählten Geschichte" ("oral history") durchaus bewusst (u.a. also die Möglichkeit der "Verfälschung" und "Übertreibung", z.B. aufgrund des großen Zeitabstandes) und habe versucht, Vorfälle, die nicht durch amtliche oder halbamtliche Quellen bestätigt sind, entsprechend zu kennzeichnen.
Zwei wichtige heimatkundliche Beiträge, auf die dieser Text basiert, sind die Artikel von Elise Krause und Fooke de Buhr aus der Ostfriesen-Zeitung.
Daneben liegen einige Publikationen vor - auch kanadische - , die auf die Kriegsereignisse im Nordwesten eingehen (siehe Quellenverzeichnis).
Mir ist klar, dass dieser Bericht nur einen Ausschnitt der Geschehen dieser Tage darstellen kann, gerne nehme ich weitere Informationen und Fotos entgegen. Dringend suche ich weitere Angehörige des Alarm-Bataillons 736 und Angehörige anderer Einheiten, die in und um Oldersum stationiert waren oder gekämpft haben oder andere Zeitzeugen, die mir weitergehende Auskunft geben wollen.
Der Text weist auch Lücken auf, diese sind bewusst gekennzeichnet, in eckigen Klammern befinden sich dazu Fragen.
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Diese Seite ist wie folgt gegliedert:
Des weiteren habe ich eine Karte zur besseren Übersicht angefertigt.

Die Ausgangslage

Ostfriesland lag am äußersten nordwestlichen Rande des Deutschen Reiches und gehörte, da der Vorstoß der alliierten Truppen aus dem Westen bzw. Südwesten kam, zu den letzten Gebieten, die von diesen militärisch erobert bzw., je nach Sicht oder zeitlichem Abstand des Lesers, befreit wurden.
Militärisch gesehen war Ostfriesland aufgrund der vielen Gewässer, deren Brücken im wesentlichen vor den herannahenden Gegnern zerstört wurden, und der ausgedehnten Hammriche und Moore durchaus schwieriges Gelände.
Oldersum lag wenige Kilometer vor der - kurz vor Kriegsende zur Festung erklärten - Stadt Emden: im nationalsozialistischen Sprachgebrauch hieß dies, dass die Seehafenstadt "bis zum letzten Mann" oder "bis zur letzten Patrone" zu verteidigen war.
Die Flakstellungen um Emden herum, insbesondere die schweren Marine-Batterien in Petkum und in Riepe, waren ebenso eine ernste Bedrohung für die alliierten Truppen, die mit Kampfpanzern, Mörsern, Panzerabwehrkanonen und Infanterie heranrückten, wie die Ems und die Leda, die mit Sturmbooten unter zum Teil hohen Verlusten überquert werden mussten.
Schon lange vor dem Eintreffen der kanadischen und polnischen Einheiten kam der von Deutschland entfesselte Krieg auch nach Ostfriesland: bereits am 13.7.1940 war der erste Luftangriff auf Emden mit 7 Toten, am 27.9.1943 erfolgte ein schwerer Angriff auf Esens mit über 150 Toten, hier waren mehr als die Hälfte der Opfer Schulkinder.
Wie in anderen Orten war nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten auch in Oldersum eine Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes gegründet worden, die für die örtlichen Maßnahmen für den zivilen Luftschutz zuständig war (laut eigenem Lebenslauf war mein Großvater nach Gründung im Dezember 1933 Gemeindegruppenführer).
Am 20.6.1942 wurde - vermutlich von der Petkumer Flak - ein zweimotoriger Bomber der Royal Air Force - von der 300. Squadron, Typ Vickers Wellington - mit polnischer Besatzung unter Beschuß genommen und stürzte bei Simonswolde (östlich des Scheinwerfers 26?) ab.
Die sechsköpfige Besatzung mit nachfolgenden Namen wurde getötet:
- J. Tomaszewski (Kommandant)
- K. Blaszczak
- S. Mielcarek
- S. Kaczmarczyk
- J. Kropacz
- K. Jezewski
Sie wurden später auf dem Commonwealth-Friedhof Sage bei Oldenburg bestattet.
Kinder und Jugendliche aus Simonswolde, Oldersum und Umgebung sollen nach dem Abschuß bzw. an den nächsten Tagen zur Absturzstelle gelaufen sein und sich das Flugzeugwrack angeschaut haben!?
[Hierzu folgende Fragen: Wer kennt den genauen Absturzort? Wer war Augenzeuge oder hat das Flugzeugwrack gesehen? Wer weiß, wo die Besatzung direkt nach dem Absturz beerdigt wurde? Jede Angabe ist willkommen!]
Am 30. Mai 1944 wurde zwischen Oldersum und Neermoor ein Personenzug von einem tieffliegenden Jagdflugzeug angegriffen; beim Abflug wurde er von der Petkumer Flak beschossen, aber nicht abgeschossen.
Am 6. September 1944 konnte man von Oldersum aus das brennende Emden nach dem bis dahin verheerendsten Luftangriff auf die Hafenstadt sehen; neben den Emder Kräften versuchten viele Feuerwehren aus den Umlandgemeinden vergeblich, die "alte friesische Stadt" zu retten, im Einsatz war auch die Oldersumer Wehr.
Emden nach dem 6. September 1944
Blick über den Delft auf das zerstörte Emder Rathaus und Westerbutvenne
(Foto: Archiv Dietrich Janßen, Emden)
Zu den Geschehnissen in Emden ist kürzlich ein Buch von Dietrich Janßen erschienen: "Emden geht unter" - siehe unter Bunkermuseum
Bei jedem der 80 Angriffe auf Emden waren von den umliegenden Dörfern neben den ein- und ausfliegenden Bombern auch die "Tannenbäume" (Zielmarkierungen) deutlich zu sehen und die Detonationen zu hören.
Bereits in den Kriegsjahren vorher wurden in der Umgebung von Oldersum Bomben abgeworfen, wohl eher nicht gezielt. Vermutlich handelte es sich um Notabwürfe bei größeren Angriffen auf verschiedene Ziele in Nordwestdeutschland. Folgende Abwürfe sind bekannt:
- 13.6.1941: Notabwurf von Brand- und Sprengbomben nördlich von Oldersum;
- 24.7.1941: bei Oldersum wird ein Gleis durch Bombenabwurf getroffen;
- 28.4.1943: Brandbomben bei Oldersum und Leer;
- 15.5.1943: Brandbomben bei Oldersum, Gandersum, Petkum, Großes Meer / Hieve.
Man kann davon ausgehen, dass die Alliierten durch Luftaufklärung alle militärisch relevanten Einrichtungen kannten. Von Oldersum und Umgebung gibt es Luftbilder - die ich eingesehen und ausgewertet habe - von mindestens drei Aufklärungsflügen:
- 23.3.1942, Bildnr. 269, Alliierten-Flug-Nr. A432;
- 05.10.1944, Bildnr. 3070, Alliierten-Flug-Nr. 16/1244;
- 24.2.1945, Bildnr. 3010, Alliierten-Flug-Nr. 16/1772.
Um Oldersum herum waren verschiedene militärische Einrichtungen platziert. Zur Flugabwehr von Emden gehörend: Flakstellungen in Riepe (Emder Straße) und Petkum (ausführlich beschrieben in der Petkumer Chronik von Rieke Gerjets Janßen), eine Scheinwerfer-Batterie (Nr. 9) beim Oldersumer Grashaus und eine in Tergast (links vor dem Ortseingang) sowie eine Funkmess-Anlage ("Horchposten") beim Oldersumer Neuland, die die Flugabwehr koordinierte (zur Lage vgl. auch Karte am Ende des Beitrags). 
Zwischen Siel und Diedrich-Werft, im Schutz des Deiches, war eine Reservestellung der Wehrmacht, die im Laufe der Zeit von verschiedenen Einheiten besetzt war.An beiden Seiten der Sielmuhde und an der Schleuse waren auf der Deichkrone MG-Stellungen errichtet worden, ebenso auf dem Deich in Höhe Rorichum. In Gandersum wurde an der Kirche / Pastorei eine 8,8 cm-Flak aufgestellt.
Auch in der Oldersumer Schule und auf der Burg sollen Wehrmachtstruppen untergebracht gewesen sein [?]. Später wurden weitere Baracken im Ort errichtet (siehe hinten).
Am Oldersumer Siel wurde in den letzten Kriegsmonaten eine Fliegerwache eingerichtet, die jede Nacht besetzt war.


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Das Heranrücken der Alliierten, Jahreswechsel 1944/45

Der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 und die Landung in der Normandie im Juni 1944 markierten wichtige Punkte des Krieges im Westen. In den Nordwesten Deutschlands drangen schließlich die Briten und Kanadiern mit Hilfe polnischer Einheiten, die sich nach der militärischen Niederlage Polens den Alliierten anschlossen, vor.
Nach der deutschen Ardennenoffensive im Dezember 1944 nahmen die von Südwesten vorrückenden Amerikaner am 7.3.1945 die unzerstörte Rheinbrücke bei Remagen, am 24.3. gingen sie zusammen mit Kanadiern, Briten und Polen bei Wesel über den Rhein. Am 4.4. wurde bei Lingen die Ems überquert, Mitte April standen die Alliierten am Küstenkanal und befreiten die Emslandlager.
Aufgrund der vorrückenden alliierten Truppen wurde Emden am 1. März zur Festung erklärt, am 26. März wurde Kapitän zur See Axel von Bleßingh als Festungskommandant eingesetzt. Die Emder Flakstellungen wurden "verstärkt munitioniert", militärische Verbände umgruppiert und verlegt, so auch Ausbildungseinheiten aus dem Raum Hamburg nach Ostfriesland, darunter vermutlich auch die 2. Schiffsmaschinen-Ausbildungs-Abteilung aus Brake, die später zum Alarm-Bataillon 736 wurde. Innerhalb der "Armeeabteilung Straube" wurde die "Kampfgruppe Gericke" für den Raum Weser-Ems gebildet.
Mit dem Heranrücken der Front nahm die Spannung in der Bevölkerung stetig zu. War schon das dauernde Überfliegen der Bomberverbände, die Emden und andere norddeutsche Städte angriffen, die Zivilbevölkerung schwer trafen und "die Heimat zerstörten", eine große seelische Belastung, so waren die Nachrichten über die Einnahme der Städte südlich von Ostfriesland (z.B. Aschendorf: 5.4.) ein Hinweis, dass es auch hier bald zu Bodenkämpfen kommen würde; immer öfter gab es auch in Oldersum Alarm. Ab Anfang April saßen viele Oldersumer "auf gepackten Koffern".
Die eigentlichen Kämpfe in Ostfriesland begannen ca. ab dem 15. April, als eine polnische Panzerdivision westlich der Ems bis zum Dollart vordrang. Am 19. April überquerten bei Dörpen alliierte Panzer die Ems und den Küstenkanal. Am 22.4. wurde Papenburg erreicht. Wenig später kamen die Alliierten in die Reichweite der Emder Flak-Batterien, die nun in den Bodenkampf eingriffen.
Vormarsch polnischer Einheiten
Kanadische Pak südlich von Leer
Vormarsch polnischer Einheiten im nördlichen Emsland, April 1945
Kanadische Pak südlich von Leer
Alle vier Fotos stammen aus dem Buch "Das Kriegsende 1945 in Leer" von Detlef Simon - mit freundlicher Genehmigung des Verlages Schuster, Leer. Die kanadischen Bilder stammen aus dem Nationalarchiv Kanadas (National Archives of Canada), Fotograf: Donald Grant
 
Kanadische Sturmboote überqueren die Ems Kanadischer Panzer (Sherman) in Oude Pekela, NL, April 1945Stahlhelme aus Oude Pekela, Pekelerhoofddiep (Chris Timmer)
Kanadische Sturmboote überqueren die Ems bei Leerort, 28.04.1945
Ein kanadischer Panzer (Sherman) stürzt in einen Kanal  (in Oude Pekela, südlich von Winschoten, kurz vor der Grenze, Pekelerhoofddiep). Stahlhelme aus dem Pekelerhoofddiep. Dank an Chris Timmer
Zwischenzeitlich war eine Einheit der Marinenachrichtenschule aus Aurich in Oldersum und errichtete u.a. Einmannlöcher und Maschinengewehrstellungen auf dem Deich und in der Umgebung und verlegte Telefonleitungen, u.a. von Tergast nach Oldersum. Eine Gruppe dieser Einheit wurde dann Ende Januar / Anfang Februar ´45 nach Tergast verlegt, privat einquartiert und sicherte das Tergaster Wasserwerk (darunter ein junger Soldat aus der Altmark, der später mein Onkel wurde). Gegenüber vom Wasserwerk wurde eine Baracke errichtet.

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Die letzten Kriegstage im Raum Oldersum (Januar bis Mai 1945)

Nachdem bereits im Dezember 1944 Teile der in Ostfriesland stationierten Infanterietruppen in Alarmbereitschaft versetzt wurden, wurde von Ende Januar bis Anfang April ´45 die 1. Kompanie des Marine-Schützen-Bataillons 367 (Bataillonskommandeur Kapitänleutnant Graf von Kielmannsegg; oft Marine-Festungs-Bataillon 367 genannt) von Emden nach Oldersum verlegt und bezog in den Baracken [? auf dem Luftbild vom Februar 1945 sind lediglich ein oder zwei Gebäude zu erkennen] am Deich Stellung, Teile der Mannschaften und Offiziere wurden privat einquartiert, in der Regel bei Bauern oder in anderen Gebäuden, in denen mehrere Personen Platz fanden (z.B. Tischlerei Brunken, Tergaster Str.). Am 10. April marschierte die Kompanie von Rorichum aus - der Front entgegen - ins Emsland, wo der größte Teil Ende April in Gefangenschaft geriet (auch mein Vater gehörte diesem Bataillon an).
In Petkum - wahrscheinlich in den Baracken der Flak-Batterie - wurde im April ´45 das Alarm-Bataillon 736 aus der 2. Schiffsmaschinen-Ausbildungs-Abteilung (Brake) gebildet und sollte im Raum Oldersum den kanadischen Vormarsch aufhalten (in den Unterlagen der WASt wird die Einheit auch Marine-Schützen-Bataillon 736 genannt). Kurz vor Kriegsende wurden im nordwestdeutschen Raum auch die Marineverbände neu gruppiert und dem Marine-Regiment West [1?] unterstellt.
Anfang April wurden in Oldersum weitere Baracken in "Müllers Land" errichtet (hinter den Häusern Neustadtstraße 1 bis 4), die am 5. April morgens von Soldaten belegt wurden (vermutlich vom o.g. Alarm-Bataillon).
Das Haus Harbertus Brunken in der Emder Straße 80 (Ecke Heereweg) beherbergte in den letzten Tagen des Krieges den deutschen Bataillonsgefechtsstand.
In der Zwischenzeit hatte der aufgerufene Volkssturm, alle Männer über 16 Jahre, die noch verfügbar waren, Gräben und Einmannlöcher entlang der Straßen ausgehoben und an den Ortsausgängen Panzersperren errichtet. Volkssturmmänner auch aus vielen umliegenden Gemeinden "schanzten" um Oldersum herum. In der Burg war ein Lazarett eingerichtet worden.
Personen auf den Landstraßen mussten jederzeit mit Tieffliegerangriffen rechnen, bereits am 16.4. griffen Tiefflieger Milchfahrzeuge und Zivilisten bei Westerende an.
Etwa ab dem 20. April kam es in Ostfriesland verstärkt zu Angriffen von Jagdbombern, die gezielt Übergänge und Truppenansammlungen aber auch die Flak-Batterien angriffen - die Kanadier bereiteten den bis dahin wohl schwierigsten Teil ihrer Operationen im Nordwesten vor: den Übergang über Ems und Leda ("Operation Duck") und die Eroberung Leers, nachdem am 21. April die Brücken über Ems und Leda bei Leer gesprengt worden waren (die Kämpfe um Leer sind ausführlich beschrieben in SIMON, Detlef: Das Kriegsende 1945 in Leer).
Die Oldersumer Burg
Die Oldersum Burg kurz nach dem Krieg
(Foto: privat)
Schon Tage vor dem Eintreffen der alliierten Truppen war Geschützfeuer zu hören und waren im Süden Rauchsäulen zu sehen. Am 21. April besetzten die Kanadier Ihrhove, am 23. Weener, am 27. war mit dem Fall Ditzums das Rheiderland durch die 8. kanadische Infanterie-Brigade und die 3. polnische Brigade vollständig besetzt.
Das nächste Ziel der Kanadier, die bereits im September 1939 in den Krieg eintraten, war die Einnahme Leers. Die 3. Kanadische Infanterie Division (3rd Canadian Infantry Division) bestand während des 2. Weltkrieges aus vielen verschiedenen, zum Teil sehr alten und traditionsreichen Abteilungen, darunter die 7., 8. und 9. Infanterie Brigade sowie die Royal Canadian Artillery (R.C.A.). Die Division landete am 6. Juni 1944 ("D-Day") in der Normandie im Bereich Juno-Beach (vgl. auch Juno Beach Centre) und hatte den Auftrag, in den Nordwesten vorzustoßen. Sie erhielt bei der Eroberung der Niederlande (aufgrund der unter-Wasser-gesetzten-Gebiete) den Beinamen "Water Rats" und war eine sehr kampferfahrene und siegesgewohnte Truppe. Nach der Befreiung Delfzijls hatte sie die Aufgabe, den Nordwesten Deutschlands mit der Stadt Emden zu besetzen. Der letzte Kommandeur während des 2. Weltkrieges war Major-General R. H. Keefler (ab 23. März 1945). 
Die 9. Kanadische Infanterie Brigade (9th Canadian Infantry Brigade) unter dem Kommando von Brigadier D. G. "Ben" Cunningham bestand aus folgenden Einheiten:
- The Highland Light Infantry of Canada ("HLI" - Eintrag bei wikipedia.org),
- The Stormont, Dundas, and Glengarry Highlanders ("SDGH" / "The Glens" / "Highrs" - Eintrag bei wikipedia.org),
- The North Nova Scotia Highlanders ("NNSH" - Eintrag bei wikipedia.org).
Vom Rheiderland aus schossen die Kanadier ab etwa dem 26.4. auf die "Oldersumer Seite" herüber, Jagdbomber griffen Schiffe auf der Ems und Stellungen an. Die Gandersumer Kirche wurde in diesen Tagen beschädigt - Hauptziele allerdings waren die Emder Flak-Batterien. Die Batterie Petkum wurde unter schwersten Artillerie- und Jagdbomber-Beschuß genommen - der Sielort Petkum war nahezu vollständig entvölkert.
Nun gab es die ersten Toten im Raum Oldersum: heftiger Artilleriebeschuss auf Oldersum und Rorichum setzte am 26.4. ein, die Bewohner schauten den kanadischen Granaten noch ungläubig entgegen. In Rorichum in der Deichlandstraße ("Up Kiel") standen die Familien ter Hazeborg und Bruns vor ihren Häusern, als eine Granate am Giebel des Hauses explodierte. Die 18-jährige Hinnerike Bruns wurde von einem Granatsplitter getroffen und war sofort tot, weitere Personen wurden leicht verletzt. 
Noch am gleichen Tag fiel in Oldersum der 37-jährige Soldat Gustav Ufer, der zur 8. Marine-Ersatz-Abteilung gehörte [offensichtlich durch Tieffliegerbeschuss auf einem Vorpostenschiff auf der Ems].
[Anmerkung: ich bin mir der Problematik der "heroisierenden" Ausdrücke "fallen" und "Gefallene" bewusst: Soldaten, die in Kampfhandlungen ums Leben kommen, werden meisten von Geschossen zerfetzt und getötet oder verbluten, zumeist mit entsetzlichen Schmerzen! Mangels geeigneterer Begriffe habe ich sie i.d.R. dennoch benutzt.]
Die Rorichumer begannen nun den Ort zu verlassen.
Zwei Tage später, am Nachmittag des 28. April 1945, einem Samstag, kam es zu einem Fliegerangriff auf Oldersum. Aus Richtung Tergast flog ein einzelner Jagdbomber über den Sielort:
in der Tergaster Straße wurden der Rentner Ernst Burdorf (66 Jahre alt) und der als Volkssturmmelder eingesetzte 15-jährige Theodor Smit durch Bord-MG schwer verwundet; Smit wurde noch ins Lazarett auf die Burg gebracht, konnte aber nicht gerettet werden, Burdorf wurde zuerst in die Tergaster Ziegelei gebracht, erlag jedoch am 3. Mai seinen schweren Verletzungen im Haus seines Sohnes in Tergast. Durch Bombenabwurf auf die Tischlerei Brunken wurden die in der Werkstatt spielenden Kinder Petra, Herbert und Hans-Tebbe Brunken (7 bzw. 9 Jahre alt) verschüttet und getötet. An seinem Haus in der Hafenstraße starb der Rentner Jan Sieverts (71 Jahre alt) durch Bombensplitter.
Zum Herunterladen als pdf (download, 31 KB): Tagebuchbuchaufzeichnungen (Auszüge) der Geschehnisse in Oldersum und insbesondere der Ereignisse am 28.4.1945 von Wendela Reinboth, geborene Brunken.
Am 29.04. wurde in Gandersum der 17-jährige Soldat Heinz May durch Granatsplitter getötet, als die Kanadier nach der vollständigen Besetzung des Rheiderlandes von der gegenüberliegenden Emsseite herüberschossen. May gehörte zur 7. Batterie der Marine-Artillerie-Abteilung 126, die vermutlich das Flak-Geschütz in Gandersum bediente.
m Overledingerland und bei Leer dauerten die Kämpfe um einen Leda-Übergang und um die Leeraner Kaserne bis zum 29. April, die Kaserne und die Leeraner Innenstadt wurden dabei tagelang massiv bombardiert.
Vom Oldersumer Deich, der bereits für Zivilisten gesperrt war, konnte man schon am 19.4. beim schweren abendlichen Angriff auf die Kaserne die an- und abfliegenden Bomber sehen.
Am 28.4. waren nachmittags kanadische Soldaten in die Ledastadt eingedrungen, nachdem sie die Ems und die Leda überquert hatten.
Ein Teil der deutschen Truppen zog nach Veenhusen / Neermoor ab, das um Leer eingesetzte Marine-Schützen-Bataillon 361 ging von Logabirum nach Holtland.
Die zerstörte Leeraner Kaserne
Die zerstörte Leeraner Kaserne (Foto aus: "Das Kriegsende
1945 in Leer" von Detlef Simon, Verlag Schuster, Leer
Nach dem Fall Leers hatten die Kanadier folgende Absichten (Kriegstagebuch der 9. Kanad. Inf. Brig.):
"Eroberung Aurichs ...; Säuberung des eigenen Abschnitts vom Feind. Besetzung Oldersum, Timmel und Tergast ... " .
Nüttermoor und Hohegaste kamen unter heftigen Beschuss - die Kanadier rückten zögernd - weitere eigene Verluste vermeidend - in den Raum Neermoor / Oldersum vor.
Vom Abend des 30. April bis zum Morgen des 1. Mai lag Neermoor pausenlos unter Beschuss, Nüttermoor wurde am ersten Maitag von kanadischen Panzerverbänden besetzt.
Als der Beschuss immer stärker wurde und aufgrund der schlimmen Erfahrungen des Fliegerangriffs verließen viele Oldersumer und Tergaster Bürger ihre Wohnungen. Sie suchten Schutz im Hammrich in vereinzelt stehende Gehöfte oder gingen zu Verwandten in weiter nördlich liegende Orte. In Tergast boten Gebäude wie das Wasserwerk oder die Ziegelei aufgrund der dicken Mauern Schutz. Der Aufenthalt außerhalb von Gebäuden war lebensgefährlich. Bei der Tergaster Ziegelei wurde ein deutscher Soldat tödlich getroffen [wer?]. 
Die Bleibenden, darunter auch Bürgermeister Niclas Riemann, gingen in den eigenen, meist zusätzlich abgestützten und eingerichteten Keller, in die Ziegelei Wumkes in der Tergaster Straße oder in die wenigen in Oldersum vorhandenen Bunker bzw. Splitterschutzräume, z.B. gegenüber der ehem. Post, im Mansegang hinter der ehem. Waage, an der Großen Brücke beim Kaufhaus ter Vehn. 
Rorichum, direkt an der Reichsstraße Leer - Oldersum - Emden, lag in diesen Tagen in der Hauptkampflinie und war nahezu komplett entvölkert.
Die kanadischen Infanteriegeschütze lieferten sich mit der Petkumer- und der Riepster-Flak über Oldersum hinweg heftige Duelle, die Infanterie der Kanadier rückte entlang des Deiches und des Bahndamms, die eine gewisse Deckung boten, aus Richtung Neermoor / Terborg weiter vor. 
Neben dem Bahndamm konnten Panzer und schwere Artillerie aufgrund der Bodenverhältnisse nur auf den Straßen vorankommen und waren dadurch leichter auszumachen und von den deutschen Flak-Batterien leichter zu treffen. Umgekehrt waren die Standorte der "festen" Flak-Batterien durch Luftaufklärung bekannt, so dass die Kanadier sich in kürzester Zeit auf die unbeweglichen Ziele einschießen konnten. Den Alliierten gelang es aber nicht, die Petkumer Flak auszuschalten - sie feuerte "aus allen Rohren" bis zum späten Abend des 4. Mai und bereitete den Kanadiern große Probleme!
Die deutschen Truppen wie auch die Aliierten hatten zur Zielaufklärung und zur Überprüfung und Korrektur des Schießergebnisses Artilleriebeobachter vorgeschoben oder in exponierter Lage platziert, z.B. auf dem Deich oder in Kirchtürmen. Ein deutscher Soldat berichtete mir, daß er, nachdem die Kanadier das Rheiderland besetzt hatten, von Oldersum aus  "Bewegungen" im Ditzumer Kirchturm wahrgenommen und dies an den Kommandeur weitergeleitet hat, woraufhin kurze Zeit später die Ditzumer Kirche von der Petkumer Flak unter Feuer genommen wurde.
Am 1. Mai 1945 wurden wieder zwei Zivilisten durch die Kriegshandlungen getötet: heftiger Beschuss zwang die Tergaster in die Keller oder die selbstgebauten Unterstände zu gehen. Der Arbeiter Johann Holl ging noch einmal vor sein Haus, um die Kellerfenster - zum besseren Schutz der Familie - abzudecken. Im gleichen Moment traf eine Granate die Tergaster Kirche, Holl wurde von einem Splitter des explodierenden Geschosses tödlich getroffen (Johann Holl war ein Bruder meiner Oma - sie und weitere Familienmitglieder befanden sich ebenfalls im Keller). 
Zum Herunterladen als pdf (download, 56 KB): Erinnerungen (Kriegsende und Nachkriegszeit in Tergast) von Jann Holl (1935-1995).
Des weiteren wurden aufgrund des Vorrückens der Kanadier alle strategisch wichtigen Brücken zur Sprengung vorbereitet. Dem Petkumer Müllermeister Adam Schoof erlaubte man noch, die Brücke über die Alte Maar zwischen Gandersum und Oldersum zu überqueren, kurz darauf erfolgte die Sprengung: die Druckwelle war so stark, dass Schoof sie nicht überlebte. Schoof war auf dem Weg von Petkum nach Barstede, um seine evakuierte Familie zu besuchen.
Weitere Brücken - einschließlich der Eisenbahnbrücken in Rorichum und Oldersum - wurden bis zum 3. Mai gesprengt, um den Vormarsch der alliierten Truppen, die weiter auf die "Festung Emden" vorrücken wollten, zu behindern [offensichtlich wurden für die Sprengung der Brücken und die Herstellung der Panzersperren schwere Seeminen verwendet]. In der Nähe der Eisenbahnbrücke, also zwischen Tergast und Rorichum, wurden die Bahngleise stellenweise demontiert und zwei schwere Lokomotiven zur Entgleisung gebracht, um den Bahndamm zu blockieren.
Am 2. Mai tauchten Späh- und Stoßtrupps der Kanadier vor Rorichum auf, laut Kriegstagebuch des (deutschen) Kommandanten im Abschnitt Emden "mit drei Panzern und 100 Mann". Die Panzersperren an den Ortseingängen Oldersums wurden durch den Volkssturm geschlossen, danach wurde das "letzte Aufgebot" entlassen.
An diesem Tag fiel in Tergast der Soldat Adam Meuer, in den Unterlagen der WASt als Angehöriger der 7. Kompanie der Marine-Flak-Abteilung 236 bezeichnet. Am selben Tag wird in Oldersum Franz Freis getötet, Angehöriger des Alarm-Bataillons 736.
[nach dem Bericht von Fooke de Buhr fiel ein Soldat in der Nähe der Tergaster Ziegelei - siehe oben -, ein weiterer wurde nach Zeitzeugenaussagen - ebenfalls durch Artilleriebeschuss - am Bahnübergang Tergaster Straße getötet und dort "vergraben"; dieser wurde nach der Waffenruhe auf dem Tergaster Friedhof beigesetzt].

Was geschah am 3. Mai 1945? Versuch einer Rekonstruktion:
Das Geschehen aus deutscher Sicht:
Oldersum selbst wurde in den letzten Kriegstagen weder von größeren Kampfverbänden noch von Panzern oder schwerer Artillerie verteidigt. Versprengte, nur leicht bewaffnete deutsche Truppen setzten sich über Oldersum in Richtung Aurich / Norden ab. Teile der 9. kanadischen Brigade rückten von Leer aus entlang der Ems in Richtung Emden vor, die 7. und 8. Brigade über Veenhusen - Warsingsfehn und Timmel bzw. über Hesel in Richtung Aurich. Während die 7. Brigade Aurich einnehmen sollte, hatte die 8. den Auftrag, über Aurich nach Emden vorzustoßen.
Im Raum Oldersum verblieb u.a. das Alarm-Bataillon 736, offensichtlich vier Kompanien, über die Kompaniestärke habe ich keine genauen Angaben (schätzungsweise 120 Mann). Das Bataillon bestand überwiegend aus 17- bis 18-jährigen Marinesoldaten, fast alle waren Matrosen II, hatten meistens einen "Metall-Beruf" erlernt, die "Maschinenlaufbahn" eingeschlagen und waren ursprünglich für den Einsatz auf Unter- und Überwasserschiffen vorgesehen. Nachweisbar ist, dass einige von ihnen die militärische Ausbildung und Lehrgänge abbrechen mussten und - unzureichend ausgebildet - "an die Front geschickt" wurden (vgl. auch unter Nachbetrachtung). Kompanie- und Zugführer waren meist ältere Offiziere und Unteroffiziere. Dieser Umstand und das bevorstehende Ende des Krieges hat vermutlich zu Konflikten geführt. 
Mir liegt ein interessanter Bericht eines Offiziers (Zugführer) des o.g. Marine-Schützen-Bataillons 367 vor, das in den letzten Kriegstagen von Emden über Oldersum ins Emsland marschierte, der die "Stimmung in der Truppe" zu diesem Zeitpunkt meines Erachtens sehr gut wiedergibt (G. Wagner):
" ... Das Marine-Festungs-Bataillon 367 wurde aufgestellt, als der Zweite Weltkrieg sich mit riesigem Tempo seinem Ende näherte. Je mehr aber sich die deutsche Niederlage deutlich abzeichnete, um so eindringlicher sprach die Propaganda vom deutschen Endsieg und jeder Zweifel an diesen vorgegaukelten Sieg konnte sich als lebensgefährlich erweisen.
Da die Einheit sich zusammensetzte aus älteren Unteroffizieren, die bereits am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatten, und jungen Leuten, die frisch von der Schule kamen, wo sie ständig dem Einfluß der Kriegspropaganda ausgesetzt waren und kaum über irgendwelches kritisches Urteilsvermögen verfügten, kam es gelegentlich zu Spannungen zwischen diesen beiden Gruppen. So erhielt ein Feldwebel der 1. Kompanie (Weltkriegsteilnehmer) die Nachricht, daß sein Sohn gefallen sei. Verständlicherweise fing er an über den Krieg zu schimpfen, was aber einem jungen Soldaten nicht gefiel. Er meldete diesen Vorfall direkt an den Kommandanten im Abschnitt, der die Sache zur weiteren Bearbeitung an das Bataillon zurückgab. Selbstverständlich hat der Bataillonskommandeur keinerlei Maßnahmen gegen den Feldwebel ergriffen.
Als die Briten den Rhein bereits überschritten hatten und ihre Panzer nordwärts auf Emden vorrückten, kam in die Offiziersmesse ein Propagandapamphlet von Goebbels, über das heftig diskutiert wurde. Dabei wurden Zweifel am deutschen Endsieg laut. Da meinte der NS-Offizier des Bataillons, daß es eine Schande sei, nicht mehr an den Führer zu glauben. Damit hatte es glücklicherweise sein Bewenden.
Selbst manche junge Soldaten glaubten nicht mehr so fest an den deutschen Sieg. So stellten sie ihrem Zugführer die verfängliche Frage, ob er denn selbst noch an den Endsieg glaube. Eine ehrliche Antwort hätte sicherlich böse Folgen nach sich ziehen können. Aber auch belügen konnte man die jungen Soldaten nicht. So ergab sich schließlich eine recht diplomatische Antwort, die beide Seiten zufrieden stellte.
Ein junger Soldat meinte bei seinem ersten Einsatz, jetzt gehe der Krieg zu Ende und er habe noch nicht mal einen Orden. Eine Aussage, die den Einfluß von Kriegsauszeichnungen auf das Denken von jungen Menschen während der Kriegsjahre " ... [dokumentiert].
Der 3. Mai ´45, ein Donnerstag, war kühl und regnerisch. In Oldersum lagen Soldaten des Alarm-Bataillons 736, mindestens eine Kompanie, die anderen lagen in Rorichum und Tergast. In Gandersum waren Soldaten der Marine-Artillerie-Abteilung 126 (7. Batterie), in Tergast zusätzlich Soldaten der Marine-Flak-Abteilung 236 (7. Kompanie bzw. Batterie).
Im Morgengrauen des 3. Mai begann der letzte größere militärische Schlagabtausch zwischen der Deutschen Wehrmacht und den Kanadiern in Ostfriesland. Wahrscheinlich waren es die letzten größeren Kampfhandlungen in Nordwestdeutschland. Den zahlenmäßig und an Bewaffnung überlegenen Kanadiern hatten die deutschen Truppen wenig entgegenzusetzen.
Die konkrete Situation war etwa folgende (recherchiert aus Zeitzeugenberichten und Briefen): mindestens eine Kompanie des Alarm-Bataillons 736 war in den Stellungen am Oldersumer Siel bzw. in den Baracken in "Müllers Land", die Soldaten in Gandersum hatten die Stellungen am Deich besetzt, bedienten die "Acht-Acht" an der Pastorei oder lagen im Bauernhof Barth in Deckung. Die Truppenteile in Tergast setzten sich aufgrund der auftauchenden kanadischen Spähtrupps in Richtung Oldersum ab, wesentliche Teile lagen im bzw. beim Bauernhof Johannes Tergast (heute Busch). Rorichum war aus Richtung Terborg gut einzusehen und das nächste Ziel der Kanadier.
In einem Brief, der mir von Angehörigen eines Gefallenen zur Verfügung gestellt wurde, wird beschrieben, wie an diesem Tag Soldaten des Alarm-Bataillons aus Oldersum nach Rorichum vorstoßen, um die dort liegenden Einheiten zu unterstützen. Die Stormont, Dundas und Glengarry-Highlander (SD&G-Highrs) hatten bereits Neermoor und Terborg erreicht und deckten die Dörfer an der unteren Ems mit heftigem Panzer- und Artilleriefeuer ein, Stoßtrupps näherten sich Tergast und Rorichum:
"... Wir lagen zusammen in Stellung. Morgens 4.00 Uhr war der erste Angriff von unserer Seite aus. Aber schon gleich zum Anfang wurden wir wieder zurückgeschlagen. ... Nachdem wir uns gesammelt hatten, hieß es, unser Zug sollte so weit wie möglich vorstoßen und Stellung beziehen, ... gegen 10 fache Übermacht. ... Jedenfalls konnten wir nur über eine Stelle und das war eine Schleuse [das Oldersumer Siel !]. Diese Stelle konnte der Feind aber einsehen und belegt sie unter starkes Feuer. Unsere Zugstärke war 15 bis 18 Mann, Führer so gut wie gar keinen mehr. Wir kommen zu unserer allgemeinen Überraschung alle gut über diese gefährliche Stelle, ohne das ein Schuß fiel. Nun lagen wir am Deich in Deckung und mußten über die Straße einzeln ungesehen hinüber. ... Kaum sind die ersten zwei auf der anderen Straßenseite in Deckung, da beginnt ein wahres Trommelfeuer. Nun mußten wir beide springen. ... Gleich darauf sprang er, ich gleich hintendrein, wir waren schon auf der anderen Seite, ich wollte mich gerade hinwerfen, da pfeift es plötzlich, ich sprang schnell zur Seite, aber da kracht es auch schon. ... "
Diesen Vorstoß von Oldersum nach Rorichum überlebte der 17-jährige Soldat Albert Einig nicht, er wurde durch den Einschlag der Granate so schwer am Kopf verletzt, dass er sofort tot ist.
Aufgrund des starken Artilleriebeschusses kam es an diesem Tag bei Rorichum zu hohen Verlusten des deutschen Bataillons. In einem weiterem Brief heißt es:
"... Ich gehörte ... der 5. Kompanie an. Diese unterstand einem Oberleutnant (Ing.) Krusemark. Wir lagen in Rorichum das direkt vor Oldersum liegt. Nachdem die feindlichen Truppen näher rückten, Leer, Terborg gefallen war, wurden wir in den Einsatz gesteckt. ... Durch die Übermacht der Gegner war unsere Kompanie schnell ausgeschaltet. Auch erhebliche Verluste. Die Front zog sich sehr breit aus. In Tergast lag auch eine Nachbarkompanie, die auch aufgerieben wurde. Die 3. Kompanie lag in Oldersum und wurde zur Unterstützung auch sofort eingesetzt [siehe oben]. ... Durch das Artillerie- und Panzerfeuer war es nicht mehr möglich, feste Verbindung zu halten. Auch war auf der anderen Seite der Ems der Gegner weit hinter uns durchgebrochen, ebenso auf der Seite nach Aurich. So saßen wir mitten im Dreck. ... ... Gleich nach der Waffenruhe [wohl am übernächsten Tag, dem 5. Mai] haben wir mit dem kanadischen Befehlshaber, der uns gegenüber lag, verhandelt, um die Toten und noch Verwundeten bergen zu dürfen. ... Mit dem Rest meiner Kompanie und Rosenberg gingen wir die ganze Kampflinie ab. Alle gefallenen Soldaten haben wir zusammenbringen lassen. Etliche der Gefallenen lagen auf dem [Rorichumer] Friedhof, der ja auch unter Artillerie-Feuer lag. ..."
Beide Briefe geben in erschreckender Weise detailliert Auskunft über den Ablauf des Angriffs. Nach mir vorliegenden Unterlagen fielen an diesem Tag bei Rorichum noch Horst Alder, Willi Baur, Heinz Beuschold, Horst Dietze, Waldemar Haase, Waldemar Henrich, Heinz Marzahn, Werner Pioch, Oskar Seidel und Martin Schweppe [bei Schweppe ist auf einer Todesanzeige allerdings der 4. Mai als Todestag angegeben - siehe weiter unten!], in Tergast Erich Stelzer. Unklar ist, wo an diesem Tag Alfred Svenson fiel. 
Tote und Verwundete lagen bis zur Waffenruhe zwei Tage später "zwischen den Fronten" und konnten nicht geborgen werden !
Die deutschen Truppen konnten nicht verhindern, dass die nur leicht bewaffneten A und C-Kompanien der "SD&G-Highrs" am Abend Rorichum oder zumindest Teile des Ortes besetzten, während die schweren Mörser und die mittlere Artillerie der Kanadier weiter hinten zurückblieb und die B und D-Kompanien weiter bei Terborg in Reserve lagen.
Nachmittags begannen in Lüneburg auf höchster Ebene die Waffenstillstandsverhandlungen.
Im Internet fand ich unter Valour in the Victory Campaign ("Tapferkeit während des Sieges-Feldzuges") nach einem Buch von Robert Fowler Berichte über das Vorgehen der kanadischen Truppen im nordwestdeutschen Raum, u.a. auch bezüglich der Kämpfe um Terborg und Rorichum. Hier das Geschehen vom 1. bis zum 3. Mai ("Der letzte Vorstoß") aus kanadischer Sicht (von mir aus dem Englischen übersetzt sowie - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers - aus dem Buch und dem Internet-Artikel zusammengefasst dargestellt):
" ... Der letzte Vorstoß in Deutschland durch die 3. Kanadische Infanterie Division begann am 1. Mai 1945. Am Morgen war deutlich, dass der Feind sich aus Leer zurückgezogen hatte. Das Hauptquartier der 3. Division gab dann später die Befehle für die letzte Phase des Feldzuges, der am Strand der Normandie begonnen hatte, heraus. Während die 7. Brigade den Brückenkopf Leer hielt, rückte die 8. Brigade angesichts des zusammengebrochenen Widerstands und ausgedehnter Zerstörungen Richtung Aurich vor. Die 7. Brigade sollte dann Aurich einnehmen, während die 9. Brigade auf der linken Flanke Richtung Emden vorfühlte.
Der Kanonier ("Lance Bombardier") John Russel Millar war Funker beim Spähtrupp-Offizier der 66th Field Battery, 14th Canadian Field Regiment RCA (Royal Canadian Artillery), als der Offizier am Nachmittag des 1. Mai die Stormont, Dundas und Glengarry Highlanders bei ihrem Angriff auf das Dorf Terborg, ein Drittel des Weges Richtung Emden, unterstützte. Die Infanterie besetzte erfolgreich das Dorf am östlichen Emsufer, kam aber sofort unter sehr heftiges Artillerie-Feuer des Feindes. Aufgrund des Befehls die Verbindung zu halten, war es für den Transporter des Funkgeräts vonnöten, weiter vorzurücken und eine erhöhte Position auf dem Deich einzunehmen. Kanonier Millar erkannte die darinliegende Gefahr. Er befehlte seinem Fahrer und anderen Leuten seines Trupps zurückzubleiben, während er selbst den Funkwagen vorfuhr. Er blieb für etwa fünf Stunden auf dieser exponierten Stelle auf dem Deich, trotzdem der Wagen von Splittern aus 4 Granateinschlägen getroffen wurde. So konnte während dieser wichtigen Operation die Verbindung gehalten werden und die Artillerie effektiv eingesetzt werden (Kanonier Millar bekam für diese Tat die Militärische Medaille, eine kanadische Tapferkeitsmedaille, verliehen).
Es war nun für jeden klar, dass das Ende des Krieges nah war. Am 2. Mai kursierten die Neuigkeiten, dass die Deutsche Armee in Italien bedingungslos kapituliert hatte und das Hitler tot sein sollte. Dennoch bestanden fanatische (deutsche) Gruppen darauf, weiterzukämpfen. 
[Offensichtlich erreichten zwei Stoßtrupps der SD&G-Highrs am 2. Mai Rorichum.]
Am Morgen des 3. Mai startete der Feind einen Angriff auf die beiden Stoßtrupps der Kanadier. Diese hatten jedoch gut vorbereitete defensive Stellungen mit ineinandergreifenden Feuerlinien besetzt und, resultierend daraus, konnten sie die Angreifer mit heftigem Feuer aus Artillerie, Mörsern und Maschinengewehren belegen. Der Regimentsbericht besagt, dass sich "die Toten, einschließlich einiger Offiziere, vor den kanadischen Linien aufhäuften".
Soldat ("Private") Chesley Roy Mathews war zu dieser Zeit Abschnittskommandant in Zug ("Platoon") Nr. 7 der A-Kompanie der SD&G-Highrs. Sein Abschnitt beobachtete als erster das Vorrücken des Feindes, gedeckt durch ein intensives Artilleriefeuer [der Petkumer Flak !], um ungefähr 5.00 Uhr morgens. Etwa 30 feindliche Soldaten versuchten, geführt von einem Offizier, über ein Feld zu stürmen und das erste Haus [in Rorichum] zu besetzen. Mathews organisierte schnell die Verteidigung und der Feind wurde durch Flammenwerfer und Gewehre aufgehalten. Die Deutschen wurden dann zum Rückzug gezwungen und hinterließen eine Menge Toter und Verletzter.
Nach einigen Minuten beobachtete Mathews einen deutschen Offizier, der sechs oder sieben Soldaten durch einen tiefen Graben in Richtung auf die linke Flanke des Abschnitts führte. Dieser Graben konnte von Methews´ Standort aus nicht effektiv eingesehen und mit Feuer eingedeckt werden. Mathews verließ seine Position und stürmte entlang einer Hecke und über eine breite Straße. Er kam unter schweres Feuer von rechts, stürmte aber weiter vor und sprang von oben in den Graben, in dem der Feind vorrückte. Er arbeitete sich dann im Graben vor, noch ständig unter Feuer, bis er eine Position erreicht hatte, um den Feind mit seinem Gewehr zu bekämpfen.
Er eröffnete dann aus sehr kurzer Entfernung das Feuer, tötete den deutschen Offizier, verwundet einen anderen deutschen Soldaten und drängte den Rest zurück. Seine energische und furchtlose Tat entmutigte den Feind vollständig, der sich unter dem Schutz des Artilleriefeuers zurückzog und dann schubweise aufgab.
9 deutsche Soldaten wurden getötet und viele verwundet, 20 gefangen genommen.
Für seine Initiative und seinen Angriff wurde Soldat Chesley Roy Mathews die Militärische Medaille (kanadische Tapferkeitsmedaille) verliehen (Soldat Methews war wahrscheinlich der letzte kanadische Soldat, der eine Tapferkeitsmedaille im zweiten Weltkrieg erhalten hat). ... "
Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass es an diesem Tag in Oldersum und Umgebung beim Rückzug der deutschen Einheiten zu Erschießungen durch eigene Vorgesetzte kam, auch die in Oldersum begrabenen Soldaten sollen so ums Leben gekommen sein (siehe auch Zeitungsbericht in den Ostfriesischen Nachrichten, vermutlich von Mai 1995). Frau Elise Krause berichtet von 4 Erschossenen in Tergast an der Straße nach Oldersum (etwa in Höhe der Kurve beim heutigen Bauernhof Busch -schräg gegenüber wohnte sie und verbrachte dort die letzten Kriegstage ! - weitere Zeitzeugenberichte über "die Erschossenen an der Straße" liegen mir vor).
In dem bereits oben zitierten Brief heißt es u.a.:
" ...  Ihr Bruder gehörte der Kompanie des Oberleutnant (Ing.) L. an, der ja gleich nach der Waffenruhe aufgrund seines Irrsinns abgehauen ist. Auch hat L. großen Unsinn gemacht gehabt, wofür er zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Über L. ist jede Spur verloren gegangen.  ...  Doch hat das nichts mit dem Fall Ihres Bruders zu tun  ... ".
Für die Erschießungen in Tergast wird ein junger Kompanieführer im Range eines Oberleutnants verantwortlich gemacht, der sich - nach Zeitzeugenberichten - nach Ende der Kampfhandlungen alleine in Richtung Petkum / Emden absetzte und, ortsunkundig, in Oldersum im Heereweg bei H. F. [voller Name bekannt] nach dem Weg fragte.
Nach schriftlicher Auskunft der Deutschen Dienststelle / WASt starben 6 der 10 bei Rorichum getöteten Soldaten und ein Gefallener bei Tergast eindeutig durch Artilleriebeschuss (siehe auch vorangestellte Berichte), andere weisen ausschließlich oder zusätzlich Kopf-, Hals- und Brustschüsse auf. Angehörige dieser Gefallenen haben bei ihren Besuchen in Oldersum bzw. Tergast auch von den Erschießungen erfahren - schließen dies als Todesursache für ihre Angehörigen aber aus!
Anhand der Unterlagen der WASt kann jedoch nachgewiesen werden, wie die Soldaten Horst Neubauer, Valentin Ott, Franz Reinecke und der Österreicher Leopold Vystrcil am 3. Mai bei Tergast ums Leben kamen: durch Salven aus einer Maschinenpistole.
Dies waren die vier Soldaten, von denen Frau Krause berichtet. Nach Informationen von Angehörigen der vier Toten hat sich folgendes abgespielt: wie oben beschrieben, tauchten Stoß- und Spähtrupps der Kanadier vor Tergast und Rorichum auf. Die Mehrheit der deutschen Soldaten lag nordwestlich von Tergast im Grünland bzw. beim Bauernhof Johannes Tergast - unter heftigem Beschuss, der bereits zu Toten und Verwundeten geführt hat. Glaubwürdig sind Berichte, nachdem sich die Kompanie bereits "auflöste" und sich viele Soldaten über das Tief in Richtung Simonswolde - Riepe absetzten (vgl. auch BOLINIUS, S. 39), auch "versteckten" sich Soldaten bei den Tergastern, mindestens zwei Fälle sind bekannt. Vier junge Soldaten erhielten vom Kompanieführer den Befehl, mit einem Leiterwagen Munition heranzuschaffen, vermutlich aus Richtung Ortschaft Tergast. Offenbar angesichts der allgemeinen militärischen Lage in Deutschland und der Übermacht und Stellung der Kanadier verweigerten sie den Befehl. Kurzerhand wurden sie von ihrem Vorgesetzten mit der MP niedergeschossen - wenige Stunden vor Kriegsende [es gibt Berichte, wonach sie - schwer verwundet auf der Weide liegend - lange geschrieen haben und einen qualvollen Tod starben. In der Nähe befindlichen Zivilisten soll es untersagt worden sein, den Verwundeten zu helfen; Tergaster Bürger sollen nach dem Krieg massiv unter Druck gesetzt worden sein, die Identität des Todesschützen und die Umstände nicht preiszugeben].
Weitere Angehörige der sich auflösenden Wehrmacht "drehten durch" und holten sich bei einigen Oldersumern gewalttätig Brauchbares.
Auch anderswo gab es in den letzten Tagen und Stunden des Krieges Zwischenfälle: im Emsland und in Leer wurden mehrere Menschen durch ein Kommando des 19- jährigen "Hauptmanns Herold" willkürlich liquidiert (dazu liegt Literatur vor; auf meiner "Sonderseite" aufgrund eines Zeitungsberichtes ein Exkurs mit Einzelheiten zur "Gruppe Herold"), bei Potshausen wurde ein deutscher Leutnant wegen "vorzeitigen Absetzens" vor ein Standgericht gebracht und erschossen.

Der 4. Mai 1945
Unsicher ist, ob es am 4. Mai weitere Gefechte um Rorichum gab. Laut Unterlagen der WASt wurde am 4. Mai im Raum Oldersum kein deutscher Soldat getötet. Unter den Gefallenen befindet sich auch kein Offizier, wie von den Kanadiern berichtet wird. Doch können hier ggf. Verwechslungen, Ungenauigkeiten oder Übermittlungsfehler der deutschen, ggf. auch der kanadischen Stellen vorliegen: aufgrund des starken Artilleriefeuers konnten am 3. und 4. Mai keine Toten und Verletzten geborgen werden, Meldungen konnten kaum an andere Truppenteile weitergeleitet werden, u.a. auch aufgrund des Zusammenbruchs einzelner Truppenteile. Die Kanadier waren vermutlich mehr mit ihren eigenen Sorgen und dem bevorstehenden Waffenstillstand beschäftigt, als mit den deutschen Opfern. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige der getöteten Soldaten am 3. oder 4. Mai gefallen sind! Beispielsweise steht in der Todesanzeige von Martin Schweppe vom Juli 1945 der 4. Mai als Todestag - Schweppe war Marine-Unteroffizier!
Den ganzen Tag über tobte aber noch heftiges Artilleriefeuer von beiden Seiten. Nach kanadischen Quellen hatte es den Anschein, als würden die Deutschen noch all ihre Munitionsvorräte verschießen, während die Alliierten bereits den Befehl hatten, die Artillerie "besonnen" einzusetzen. Laut Bericht der Kanadier ("Up the Glens") war das Artillerie-Feuer so stark und laut, dass der telefonische Befehl, "nur zu feuern, wenn die Kompanie angegriffen würde", akustisch kaum verstanden und als "Ironie" aufgefasst wurde. Zudem traf noch eine deutsche Granate das Hauptquartier des kanadischen Mörser-Zuges, verletzte aber niemanden ernsthaft.
Nach kanadischen Quellen ("report 56" - pdf, 201 KB) erhielten die "Glens" am späten Nachmittag um 17.04 Uhr den Befehl, das Feuer einzustellen, mit Ausnahme der Artillerie, die weiter die Batterie Petkum unter Beschuss nahm. Um 18.30 Uhr heißt es dazu " ... Our artillery is busy retaliating with fire, engaging a suspected German HQ at Petkum, and other targets. ... "- "... Unsere Artillerie rächt sich fleißig und greift das verdächtige deutsche Hauptquartier in Petkum und andere Ziele an ... ".
Die B-Kompanie der "Highrs" versuchte Tergast über die Sieve zu erreichen, wurde aber durch feindliches Feuer "festgenagelt", noch bis 21.00 Uhr wurde hier geschossen.
Etwa ab 20.00 Uhr verbreitete BBC das Ergebnis der Lüneburger Waffenstillstandsverhandlungen. Um 23.45 Uhr verstummte die Petkumer Flak, die kanadischen Truppen erhielten den Befehl, das am nächsten Tag um 8.00 Uhr die Waffenruhe in Kraft treten würde.
Im Wehrmachtsbericht heißt es für den 4. Mai: "... In Ostfriesland und in Holstein setzten sich unsere Divisionen befehlsgemäß auf die Linien Emden – Brake – Glückstadt – Elmshorn zur Kieler Förde ab ... " .
Beim Rückzug der deutschen Einheiten wurde die "Große Brücke" (im Zuge der Reichsstraße 70) im Ortskern von Oldersum sowie die Straßenbrücke über das Rorichumer Tief (Hafenstraße) noch an diesem Tage zerstört, an der Landstraße nach Aurich die Monnikebrücke gesprengt, wobei das Haus meiner Großeltern stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Anhand vorliegender amtlicher Fernschreiben (u.a. Admiral Deutsche Bucht vom 3.5., Seekommandant Ostfriesland, 4.5.) kann nachvollzogen werden, dass die Lage entlang der Front in diesen Tagen äußerst gespannt war, offene Aufruhr der Bevölkerung gegen die weiterkämpfenden Wehrmachtsteile drohte: " ... Bevölkerung, besonders Aurich, Demonstrationen mit weißen Flaggen und feindselige Haltung gegen Verteidigung ihrer Orte durch Wehrmacht, Ersuchen Bürgermeister zur Erklärung einzelner Städte, besonders Aurich und Emden, zur offenen Stadt. ... " (Seeko. Ostfriesland, 4.5.45, 10.00 Uhr).
Am Vortage wurde Emdens Oberbürgermeister Renken vor ein Standgericht gebracht, weil er Emden zur "offenen Stadt" erklären - also nicht weiter verteidigen – wollte. Nach Vernehmung wurde er aber Spätnachmittags wieder entlassen.
(Die Vorfälle in Aurich ausführlich in "Aurich im Nationalsozialismus" sowie bei NASSUA, die Vorfälle in Emden bei JANßEN: "Emden geht unter")

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Waffenruhe (5. bis 7. Mai 1945)

Am Nachmittag des 5. Mai übergab im Hauptquartier des II. kanadischen Korps in Bad Zwischenahn General Straube, in Begleitung von 5 Offizieren, seine Armeegruppe. Im Wehrmachtsbericht heißt es: " ... Nach Vereinbarung mit dem Oberbefehlshaber der 21. Britischen Heeresgruppe, Feldmarschall Montgomery, ist seit heute früh acht Uhr in Holland, in Nordwestdeutschland von der Ems-Mündung bis zur Kieler Förde sowie in Dänemark einschließlich der diesem Gebiet vorgelagerten Inseln Waffenruhe ... " .
Kampflos rückten die Kanadier in Aurich ein, nachdem in den Tagen vorher "mutige Zivilisten" zwischen dem "Stadtkommandanten" und den Kanadiern vermittelt hatten.
Bei dem Soldaten Günter Bonde ist der 5.5. als Todestag angegeben, Todesort ist Tergast. Möglicherweise starb er an den Verwundungen aus den Vortagen [oder konnte erst jetzt, nach der Waffenruhe geborgen werden!?].
Vorletztes Opfer war Heinz Richartz, der am 6.5. auf dem Gefechtsverbandsplatz in Oldersum infolge Verwundung starb [Wo war der Gefechtsverbandsplatz? Richartz könnte derjenige Soldat sein, der nach der Waffenruhe in der Tergaster Straße in Höhe des Hauses de Buhr lag].
Wenig später hatten die Kanadier, von Terborg kommend, Rorichum vollständig besetzt, stießen aber aufgrund der Waffenruhe nicht weiter vor, Teile der kanadischen Infanterie-Brigade rückten nun über die Sieve nach Tergast vor [kanadische Panzer bzw. LKW steckten noch lange nach dem Krieg zwischen Tergast und Sieve fest, festgefahren im morastigen Boden].
Dann folgte noch einer: am 6. Mai nahm sich in Gandersum der 48-jährige Feldwebel Wilhelm in´t Veen das Leben [nach Zeitzeugenberichten erschoss er sich, unter Alkoholeinfluss stehend, aufgrund der Kriegsniederlage und der Kriegserfahrungen, als die Kanadier über Oldersum nach Gandersum vorrückten]!
Mit einem Pferdewagen wurden die Toten, die an der Straße Oldersum - Tergast lagen, von einem ortsansässigen Bauern zum Friedhof Tergast gefahren und dort am 6. Mai, mit weiteren Soldaten beerdigt - auf der Tergaster Kirche wehte eine weiße Fahne! Die Gefallenen aus Rorichum und Oldersum wurden in Oldersum in einem Massengrab beigesetzt.
Die geflüchteten Bewohner der Dörfer an der unteren Ems kehrten langsam in ihre Orte zurück und begannen die Häuser zu reparieren. Die Reste der deutschen Truppen hatten sich in Richtung Norden abgesetzt oder hatten sich gesammelt, um geschlossen in Gefangenschaft zu gehen. Der Krieg war zu Ende.
Kanadische Soldaten sind im Raum Oldersum (Petkum bis Terborg) offensichtlich nicht gefallen, die letzten Soldatengräber der Alliierten befinden sich [bzw. "befanden" sich - nach Umbettung] nach meinem Wissen in Veenhusen (Kanadier) und Neermoor (Polen?).
Am Vormittag des 5. Mai treffen kanadische und deutsche Offiziere in Petkum zusammen. Am Nachmittag des 6. Mai erreichten die Glens Emden, Vorausabteilungen der 8. Kanadischen Brigade kamen bereits morgens über die Auricher Straße in die Stadt.

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Die Kapitulation (8. Mai 1845)

Ab dem 8. Mai schwiegen überall in Deutschland endgültig die Waffen, nachdem am Vortage Generaloberst Jodl in Reims die Kapitulationsurkunde unterzeichnet hatte.
Die Reste des Alarm-Bataillons 736 sammelten sich in Petkum (lt. "Kapitulationsformular" vom 17.5.45: 9 Offiziere und 273 Uffz./Mannschaften/Sonstige) bzw. die Soldaten wurde hier als Kriegsgefangene (POW - Prisoners of War) registriert, interniert [einige bei Suurhusen] und kurz darauf - vermutlich noch im Juni 1945 - entlassen.
Kanadische Truppen rückten nach Oldersum ein. Das Haus ter Hazeborg / Post an der Landstraße zwischen Oldersum und Rorichum wurde von den Kanadiern zum Verfüllen der Panzersperre bzw. von Granattrichtern kurzerhand mit schwerem Gerät eingerissen. Im Ort setzten sie umgehend behelfsmäßig die "Große Brücke" instand. Ende Mai quartierte sich eine kanadische Einheit in die vorher geräumten Häuser der Siedlung an der Auricher Landstraße ("Rood Acht") sowie in den Gastwirtschaften Brand ("Weisser Schwan") und Jacobs ("Preussischer Adler") ein.
Im Juni verschwand die kanadische Einheit aus Oldersum mit samt dem mitgeführten Gerät und Panzern.

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Nachbetrachtung 

Stand am Anfang eigenes Interesse und Neugier im Vordergrund, so merkte ich im Laufe der Arbeit an diesem Bericht - hauptsächlich durch die Gespräche mit den Angehörigen der Getöteten - wie wichtig für die Familien dieses Erinnern und Gedenken, 60 Jahre nach dem Geschehen, ist:
33 Menschen verloren während der Kampfhandlungen um Oldersum vom 26. April 1945 bis zum 6. Mai 1945 ihr Leben: 19 Soldaten "fielen im Kampf", 8 Zivilisten und ein 16-jähriger Volkssturm-Melder wurden durch "Kriegshandlungen" getötet, 4 Soldaten durch den eigenen Vorgesetzten erschossen, ein Soldat nahm sich nach Ende der Kampfhandlungen selbst das Leben!
Es handelte sich bei allen getöteten Soldaten um "reguläre Wehrmachtsangehörige" und nicht, wie oft vermutet, um Hitlerjungen oder Angehörige des Volkssturms (vgl. Artikel in den Ostfriesischen Nachrichten vom Mai 1995).
Auf dem Friedhof in Oldersum sind 13 bei den Kämpfen in und um Oldersum getötete deutsche Soldaten begraben, 12 im Ehrenhain in einem Massengrab und einer in einem Einzelgrab (Gustav Ufer), die 6 bei dem Bombenangriff getöteten Oldersumer wurden in Familiengräbern beigesetzt. Auf dem Tergaster Friedhof liegen 9 Soldaten (Sammelgrab am Gefallenendenkmal westlich des Kirchturms, darunter die 4 "Erschossenen"), Johann Holl wurde im Familiengrab beigesetzt. In Gandersum wurden 2 Soldaten nördlich der Kirche einzeln begraben (zusätzlich noch Take Renken, der im Lazarett in Pinneberg starb und nach Gandersum überführt wurde; des weiteren befindet sich in Gandersum noch das Grab der 14-jährigen polnischen Fremdarbeiterin Marianne Czernijewska, die im November 1942 auf der Hauptstraße in Gandersum von einem Militärlastwagen überfahren wurde und im Kreiskrankenhaus in Leer starb). Der Müllermeister Schoof wurde in Petkum bestattet, Hinnerike Bruns in Rorichum. 
In Oldersum wurde ein Denkmal mit den Namen der 12 Gefallenen (mit Deutschem Kreuz und davorliegendem Stahlhelm) und in Tergast 9 schlichte Holzkreuze (mit Stahlhelmen) aufgestellt; später wurden massive Gedenksteine errichtet (siehe Abbildungen unter “Opfer”).
Alle Namen und Grablagen der während der letzten Kriegstage in und um Oldersum Getöteten sind bekannt (siehe Anlage), die Namen sind auf den Gedenk- bzw. Grabsteinen in Oldersum, Tergast, Gandersum und Petkum verzeichnet. Es fanden - entgegen oft gehörter Meinung - keine Umbettungen statt.
Besonders tragisch ist der Tod der unbeteiligten Zivilisten, die Familien Holl in Tergast und Schoof in Petkum verloren ihren Vater. Der Witwer Jan Sieverts hinterließ drei erwachsene Kinder, der Rentner Ernst Burdorf seine Frau und 4 erwachsene Kinder. Hinnerike Bruns starb mit 18 Jahren durch Granatsplitter. Die beiden Familien Brunken verloren insgesamt drei Kinder. Unklar ist, ob der Jagdbomber militärische oder strategische Ziele angreifen wollte (Baracken oder Stellungen), ob es sich um einen Angriff zur Einschüchterung der Zivilbevölkerung handelte oder ob ein Zusammenhang mit den zeitgleichen Angriffen auf Leer bestand. Bei der Sprengung der Brücke über die Alte Maar wurde von deutscher Seite - nach allem was ich ermitteln konnte - offenbar verantwortungslos und leichtsinnig gehandelt und dabei ein Menschenleben zerstört.
Theodor Smit, dessen Vater von den Nationalsozialisten verfolgt und ins Konzentrationslager gebracht wurde (siehe unter “Verfolgte des Nazi-Regimes”), war als 15-jähriger bereits Teil des "letzten Aufgebots" (Angehöriger des Volkssturms) und wurde ebenfalls durch den Jagdbomberbeschuss getötet.
Gelten Soldaten gemeinhin auch als Täter, so ist der Tod von 17-jährigen am letzten bzw. vorletzten Tag der Kampfhandlungen angesichts des bevorstehenden Zusammenbruchs des Reichs und der Übermacht der alliierten Truppen zwiespältig zu betrachten: das es sich hier noch nicht um verantwortliche erwachsene Menschen handelte, sondern noch um Kinder bzw. Heranwachsende, unterstreicht auch folgende Passage eines Feldpostbriefes vom 30.03.1945, der mir von Angehörigen zur Verfügung gestellt wurde:
" ... Schickt mir bitte die Raucherkarten denn wir bekommen unter 18 Jahren nichts mehr zum Rauchen.
Möchte nur wissen, warum wir eigentlich Soldaten sind, wenn uns sogar das Rauchen verboten ist. ... "
Dem Schreiber dieser Zeilen (Valentin Ott) hat man das Rauchen in der Wehrmacht nicht erlaubt, weil er noch zu jung war. Töten und kämpfen musste er, tragisch und sinnlos endete sein junges Leben 5 Wochen später in Tergast durch Salven aus der Maschinenpistole seines Vorgesetzten !
Auch diese jungen Männer sind Opfer des nationalsozialistischen Regimes,
"verführt, verleitet und verheizt".
Anderswo gingen in den letzten Kriegstagen angesichts der Überlegenheit des Gegners und der Aussichtslosigkeit der Lage deutsche Einheiten in "Bataillonsstärke" und ohne größere Verluste in Gefangenschaft (vgl. Marine-Schützen-Bataillon 367 am Küstenkanal), wurde Leib und Leben sowie Hab´ und Gut der Zivilbevölkerung (wie in Aurich) oder aber "Wirtschaftsgüter" (wie der Emden Hafen) durch "besonnen handelnde Personen" geschont - um Oldersum herum wurde noch verbittert gekämpft und der "letzte Befehl des Führers", der ja selbst schon nicht mehr lebte, befolgt !
Auch das, was man vorgab in Oldersum militärisch zu verteidigen, nämlich die Stadt Emden, gab es quasi nicht mehr: dort gab es fast nur noch Schutthaufen.
Bezüglich der 4 "Erschossenen" in Tergast bin ich nach vielen Gesprächen und umfangreichen Recherchen zu folgender Einschätzung gelangt: 
Der Todesschütze wurde meines Wissens nie belangt. Weder im Nieders. Staatsarchiv in Aurich noch im Bundesarchiv (mit Zentralnachweisstelle in Koblenz, Militärarchiv in Freiburg und Zentralstelle für NS-Verbrechen in Ludwigsburg) ist der Vorfall aktenkundig. Mir wurde berichtet, dass er nach dem Krieg in Süddeutschland gelebt hat.
Zur Beurteilung des Geschehens muss man meines Erachtens die damaligen Umstände in der Endphase des Krieges bzw. des nationalsozialistischen Staates kennen: zur Aufrechterhaltung des Gehorsams und des Durchhaltewillens der "kämpfende Truppe" wurden kurz vor Ende des Krieges diverse Befehle und Bestimmungen erlassen (sog. "Durchhaltebefehle“, u.a. "Bestimmungen über das Verhalten ... in Krisenzeiten" vom 28.1.1945, "Flaggenbefehl" von Himmler bzgl. des "Zeigens von weißen Flaggen", Befehle von Großadmiral Dönitz vom 11.4. und vom OKW vom 12.4.1945). Diese Befehle stellten klar, dass die Nichtbefolgung, das "Zurückweichen vor dem Feind" oder die Kapitulation mit "äußerster Härte", i.d.R. mit der Todesstrafe, geahndet wurde (dies regelten ohnehin schon die §§ 64 ff. des Militärstrafgesetzbuches!). Standgerichte und "fliegende Standgerichte" wurde eingerichtet und verhängten und vollzogen Todesurteile, auch noch nach dem 8. Mai!
Führer und Unterführer der Wehrmacht wurden darüber hinaus ermächtigt, "von der Waffe Gebrauch zu machen" - ohne Standgerichtsverfahren - , wenn "die Lage oder die Manneszucht nicht anders wiederhergestellt werden konnte" - beim Nichthandeln drohte den Führern dasselbe! Vermutlich hätten die 4 Soldaten (bei erwiesener Nichtbefolgung eines Befehls "im Felde") auch vor einem Standgericht nach der geltenden "Rechts"-lage in der Endphase des Krieges "wohl kaum eine Chance" gehabt! Vermutlich hätte jenem Kompanieführer, der dieses "Recht" in Anspruch nahm, im Deutschland der Nationalsozialisten keine Strafe, ja nicht einmal ein Verfahren gedroht. Vielleicht wäre er noch ausgezeichnet worden, wenn der Krieg nicht wenige Stunden später vorbei gewesen wäre.
Auch gibt es Beispiele von Nachkriegsprozessen wegen sog. "Verbrechen während der Endphase des Krieges", die mit relativ milden Urteilen oder Freisprüchen endeten, u.a. auch wegen schwer zu beweisender Taten in den "unübersichtlichen letzten Kriegstagen", aber wohl auch wegen der "belasteten deutschen Justiz" (im Internet z.B. unter: Justiz und NS-Verbrechen, Die deutschen Strafverfahren wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen).
Demgegenüber steht die "völkerrechtlich, rechtsstaatliche und moralische Beurteilung" der Tat des Oberleutnants! Es gibt viele Beispiele, wie in der Endphase des Krieges auf deutscher Seite anders gehandelt wurde, z.B. bei der Kontaktaufnahme zwischen Auricher Bürgern und den Kanadiern - im klaren Widerspruch zur geltenden Befehlslage - letztendlich "gedeckt" durch den Auricher Standortältesten (siehe auch oben). Auf der Gegenseite gingen die Kanadier ab dem 1. Mai - in Kenntnis des Todes Hitlers, der Teilkapitulation der deutschen Truppen in Italien und der Waffenstillstandsverhandlungen im Nordwesten - "behutsam" vor, um eigene Verluste zu vermeiden.
Oldersum hatte - abgesehen von den Verlusten bei vielen Familien, dem Leid durch den Fliegerangriff, den zerstörten Brücken und beschädigten Häusern - großes Glück, denn ein Großangriff auf die "Festung Emden" stand unmittelbar bevor (vgl. Schlussbemerkungen von Fooke de Buhr in seinem Artikel sowie Rede von Großadmiral Dönitz am 9. Mai 1945, nachdem am 2. Mai Kiel schwer bombardiert worden war).
Anhand der vorliegenden Daten kann also genau nachvollzogen werden, wie viele deutsche Soldaten in diesen Tagen ums Leben kamen, über die Verwundeten habe ich wenige Angaben.
Von einem Verwundeten konnte ich Angehörige ausfindig machen:

Oberleutnant Otto Krusemark
(geboren 3.4.1900 Stade, gestorben 1987),
von dem weiter vorne bereits die Rede ist, Kompanieführer (dekoriert mit E.K. II und anderen Kriegsabzeichen), erlitt am 3.5. bei Rorichum einen Lungenschuss und wurde vermutlich am 5.5. von der 23. Canadian Field Ambulance als POW - Prisoner of War - aufgenommen.

Oberleutnant Otto Krusemark
Field Medical Card Otto Krusemark
Oberleutnant Otto Krusemark
Field Medical Card
Diese beiden Aufnahmen zeigen Oberleutnant Otto Krusemark (vermutlich als Ausbilder) mit jungen Rekruten (vermutlich in der Admiral-Brommy-Kaserne in Brake - Datum der Aufnahmen nicht bekannt).
Wer erkennt sich wieder oder kann Angaben zu den abgebildeten Personen machen?
2. S.M.A. Brake (1)
2. S.M.A. Brake (2)
Alle vier Abbildungen privat
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Die Stormont, Dundas & Glengarry-Highlander erreichten am 6. Mai Emden, hier ein Auzug aus "Up the Glens": 6th May the Glens moved into the city of Emden, where they took over a very fine German barracks. There were German guards with loaded rifles at the gates and they saluted smartly. The enemy was soon moved from their sumptuous quarters and the Glens acquired their lavish supply of champagne, liqueurs, brandy and gin. C company had a busy time almost at once. There was a POW camp containing 100 Russians and 60 Hollanders, the former very drunk and according to the war diary, "with enough Schnapps to last them a week". A miniature riot broke out at the camp on the 7th of May and a Platoon was sent down from C Company to quell it. The Adjutant's office took over the military government of the camp area with Lieutenant H. Bateman as Assistant Adjutant, ant the Allied Military Government and Civil Affairs officials arrived to take control of the civil population. The main task of the battalion was the assembly of enemy arms and ammunition in one central dump, a task not without its dangers; Acting Corporal J. W. Tooke was accidentally killed on the 10th of May. 
SD&G-Highers 1945 in Hilversum, NL (Ruysdael-Schule)
Church parades were held on Sunday, the 13th of May, when the Commanding Officer spoke to the men at both Protestant and Roman Catholic parades. At 13:30 hours there was a battalion parade at which the salute was taken by Brigadier Rockingham. He spoke to the troops and explained the different projects then occupying their attention; the Canadian Far East Force, the Canadian Occupation Force and Demobilization in Canada. The Corps Commander, 2nd Canadian Corps, spoke in similar terms at an inspection on the 14th of May. The battalion moved from Emden on the 16th of May for Apeldoorn, by the way of Groningen and Deventer. Another move on the 19th took the Glens to Hilversum ..." 
Abbildung: W. van der Horst
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für die einzelnen Soldaten

Die SD&G-Highers waren vom 19. Mai bis zum 14. Juni 1945 in Hilversum in der Ruysdael-Schule (Ruysdaellaan, Architekt: Dudok) untergebracht (siehe Fotos). Die Fotos wurden mir von Herrn Wigger van der Horst aus Apeldoorn, NL, zur Verfügung gestellt. Herr v. d. Horst wohnte gegenüber der Ruysdael-Schule und hat eine Liste mit  107 der insgesamt 155 Soldaten. Wer kann Angaben zu den Personen machen? E-mails an den Verfasser oder an: wiggervdhorst27@planet.nl
An dieser Stelle soll nicht versäumt werden, die Opfer der Alliierten, hier der Kanadier und Polen, zu würdigen: sie befreiten durch ihren Einsatz Deutschland vom Nationalsozialismus, beendeten den von Deutschland begonnenen Krieg und brachten (fast) ganz Westeuropa Freiheit und Demokratie.
Nicht vergessen werden sollte auch, dass viele Soldaten noch Wochen und Monate nach Kriegsende in den Lazaretten starben oder noch Jahre später in den Kriegsgefangenenlagern und der Krieg im Pazifikraum noch etliche Wochen weiterging.

Auch in der kanadischen Presse wurde über die Kämpfe bei Oldersum berichtet (Quelle: http://www.warmuseum.ca/cwm/newspapers/operations/northwesteurope_e.html), herunterzuladen als pdf-Format, 73 KB):
Geringer Widerstand in Oldersum.pdf

Der Text dieser Seite erschien - gekürzt - am 29.04.2005 in der Ostfriesen-Zeitung.

Nachfolgende Karte soll skizzenhaft die Ereignisse der letzten Kriegstage im Raum Leer – Weener – Emden darstellen - eingetragen sind die wichtigsten militärischen Ereignisse.

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(Karte)

1. Einführung
2. 1900 - 1918
3. Einwohnerliste 
4. Gefallene
5. 1918 - 1933
6. 1933 - 1945
7. Verfolgte
8. Kriegsende
9. Exkurs: der Henker vom Emsland
10. Karte zum Kriegsende
 11. Opfer des Krieges
12. nach 1945
13. Bildergalerie
14. Quellen