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Hauptseite | Hauptseite "Oldersum im 20. Jahrhundert" | Stand: MAI 2012 |
1918 - 1933 (WEIMARER ZEIT) |
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Die Kaiserzeit war zu Ende, nach einer Übergangszeit von Arbeiter- und Soldatenräten, Streiks und Unruhen (in deren Verlauf Reichspräsident Ebert mit Hilfe der Reichswehr Aufstände niederschlug und zu deren negativer Höhepunkt die Ermordung von Luxemburg und Liebknecht gehört), Lebensmittelknappheit und "Speckumzügen" (der Stadtbevölkerung "aufs Land") normalisierte sich langsam das Leben, auch im Nordwesten; Deutschland wird Republik. | |||
In der Weimarer Verfassung waren erstmals in Deutschland alle Menschen gleich. | |||
Unmittelbar nach dem Krieg hatten linke und liberale Parteien, die die neue Republik trugen, die Mehrheiten im Reichstag und im Preußischen Landtag, die nationalistische und antidemokratische DNVP kamen republikweit nur auf etwas mehr als 10 % der Stimmen, in Ostfriesland spielte sie ebenso wie die katholische Zentrumspartei kaum eine Rolle. | |||
Oldersum hatte (1925) 1.214 Einwohner in 288 Haushaltungen in 221 bewohnten Wohnhäusern. Die große Mehrheit der Bevölkerung gehörte den evangelischen Landeskirchen an (1.161), nur 20 Personen der römisch-katholischen Kirche, 22 waren Juden. | |||
Der Landwirt Antonius Fegter van Hove vom Tuitjebült-Hof war (1926) Fleckenvorsteher, Garrelt Leemhuis Pastor und Jacobus de Haan Hauptlehrer in Oldersum. | |||
In den ersten Jahren der Republik wählten die Oldersumer, die zusammen mit Gandersum einen Wahlbezirk bildeten, links bis liberal: bei der ersten Reichstagswahl 1919 kam die SPD auf über 46 % (284 Stimmen), sehr stark wurden die linksliberale DDP und die nationalliberale DVP, sie lagen weit über dem Stimmenanteil im gesamten Land. | |||
Bei der Reichstagswahl 1920 wurden mehr als die Hälfte der Oldersumer SPD-Stimmen an die beiden anderen Linksparteien USPD und KPD abgegeben, stärkste Partei wurde nunmehr die DVP. | |||
1921/1922 wurde die neue Kirche errichtet (dazu DOKUMENTATION, Die alte Kirche vor und nach dem Brand 1916, Die neue Kirche 1922-1997, Ev. Ref. Kirche Oldersum, 1997 sowie Bildergalerie; auch Oldersumer Kirchengeschichte), 1926 begann als größeres Wohnungsbauvorhaben der 20er Jahre der Bau der Siedlung nördlich der Bahnlinie an der Auricher Landstraße. | |||
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Die Weimarer Republik steuerte in mehrere Wirtschaftskrisen. Arbeitslosigkeit, Streiks und zunehmende Radikalisierung kennzeichneten die 1920er Jahre. Konservative und reaktionäre Kräfte sammelten sich ("Dolchstoßlegende", "Unfriedensvertrag von Versailles", "Ruhrbesetzung" und Reparationen), schon bei den Wahlen ab 1920 wurden die politischen Ränder links (KPD) und rechts (völkische und nationale Parteien und Gruppen) gestärkt, am 13.03.1920 kam es zum "Kapp-Putsch" in Berlin, 1923 zum "Hitler-Putsch" in München, im Februar 1925 wurde die NSDAP nach dem Verbot neu gegründet und kandidierte wenig später auch in Ostfriesland. | |||
Ein "typischer Oldersumer Arbeiter-Lebenslauf" am Anfang des 20sten Jahrhunderts: | |||
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Viele Lebensläufe sahen so aus. Arbeitslosigkeit, Geldentwertung, mangelnder Wohnraum sind nur einige Probleme des "kleinen Mannes", massenhaft strömten sie den rechten Parteien und Organisationen zu, gleichzeitig waren es für andere die "goldenen Zwanziger". | |||
Bei der Reichstagswahl im Mai 1924 deutete sich auch in Oldersum wie im ganzen Land der Trend an: die Linksparteien verloren, wobei die KPD in Oldersum auf 12,3 % kam (61 Stimmen), auch der Stimmenanteil der liberalen Parteien DDP und DVP ging zurück und am rechten Rand erhielt die DNVP, deren Wähler gelegentlich als "Nationalsozialisten im Wartestand" bezeichnet wurden, in Oldersum fast 20 % der Stimmen. Erstmals tauchte rechts von der DNVP der nationalsozialistische "Völkisch-Soziale Block" mit fast 8 % der Stimmen auf. | |||
Bei den Wahlen zum Kreistag im November 1925 erhielt der nationalsozialistische und scharf antisemitische ehemalige Pfarrer Ludwig Münchmeyer aus Borkum in Oldersum 18,8 % der Stimmen ! | |||
Im März 1930 zerbrach die große Koalition in Berlin, nachdem sich SPD und DVP nicht einigen konnten. | |||
Die Reichstagswahlen vom September 1930 können schon als Dammbruch bezeichnet werden, nach der Reichspräsidentenwahl 1932 war klar, wer die beiden stärksten Männer in Deutschland waren. Hindenburg erhielt bei der Stichwahl in Oldersum 324 Stimmen (50,7 %, zum Vergleich im Regierungsbezirk Aurich: 39,2 %), Hitler 257 Stimmen (40,2 %, Reg. Aurich: 55,2 %) und Thälmann 58 (9,1 %, Reg. Aurich: 5,6 %). Bei der drei Monate später stattfindenden Reichstagswahl wählten mehr als die Hälfte der Oldersumer NSDAP (39,4 %) und DNVP (16,8 %), die Mitte-Parteien DDP und DVP wurden zu Splitterparteien, die SPD kam gerade noch auf 24,4 %, die KPD erhielt in Oldersum den Rekord-Stimmenanteil der Weimarer Zeit von 14,9 % (102 Stimmen). | |||
Am 01.10.1932 trat ein Gesetz zur Verwaltungsreform in Kraft: verschiedene Gemeinden östlich von Emden, darunter Oldersum, und der Kreis Weener wurden in den neuen Landkreis Leer eingegliedert, Anfang der 30er Jahre war Hermann Schepers Oldersumer Bürgermeister (die Rubrik Information / Historisches unter www.olderum.info zeigt ein Luftbild von Oldersum von 1932: Hafenstraße mit Siel und noch ohne Schöpfwerk, links die Burg und die Diedrichs-Schiffswerft, Mühle, Schule, Kirche, Molkerei und Tuitjebült-Höfe sind gut zu erkennen). | |||
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(Foto: privat) |
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Am Ende der Weimarer Republik wählte eine Mehrheit der Deutschen keine demokratischen Kräfte sondern Nationalsozialisten und Kommunisten, die sich Straßenkämpfe und Saalschlachten lieferten. Mit dem sog. "Preußenschlag" des Reichskanzlers von Papen wurde die sozialdemokratische preußische Regierung ihres Amtes enthoben und es begann die Entfernung demokratischer Politiker und Beamte aus ihren Ämtern: im Juli 1932 wurde Emdens sozialdemokratischer Landrat Bubert von der Reichsregierung aus dem Amt entfernt, im Oktober der ostfriesische Regierungspräsident Jann Berghaus in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Die Wahlen 1932 und 1933 besiegelten das Ende der jungen Demokratie, Reichspräsident Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler. Heute weiß man, daß der "demokratische Staat" viel zu zaghaft gegen die nationalsozialistischen Agitatoren vorgegangen ist. | |||
Bei den Kommunalwahlen wenige Wochen nach der "Machtergreifung" im März 1933 wählten fast 70 % der Oldersumer NSDAP bzw. den Kampfblock Schwarz-Weiß-Rot, 20 % SPD und 10 % Kommunisten, die Funktionäre der SPD und der KPD wurden bereits verfolgt und inhaftiert, die meisten konnten ihre errungenen Sitze in den Parlamenten nicht mehr antreten. Für den "Kampfblock" zog u.a. der Tergaster Landwirt Eildert Steen in den Leeraner Kreistag ein. | |||
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