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Hauptseite | Hauptseite "Oldersum im 20. Jahrhundert" | Stand: MAI 2014 |
NACH 1945 |
Der Krieg war zu Ende, die einen empfanden ihn als Befreiung, andere als Niederlage und Demütigung. Überlebende Zwangsarbeiter begannen ihre Heimkehr, auch aus dem Nordwesten Deutschlands. |
Niclas Riemann blieb mit Billigung der Besatzungsmacht bis August 1945 Bürgermeister, Hermann Schepers (bis September 1945) und Daniel Wurpts waren die Nachfolger. |
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auf dem Oldersumer Kirchhof (Foto: Verfasser) |
Nach und nach kamen die Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück, viele kamen gar nicht. Auf dem später errichteten Gedenktafeln, die rund um das Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges aufgestellt wurden, stehen 142 Namen von Gefallenen (einschließlich der bei Oldersum gefallenen Soldaten - hinzu kommt ein Einzelgrab auf dem Friedhof sowie die Gräber der zivilen Todesopfer - siehe vorangestellte Seite “Opfer”). |
Auch die Oldersumer Bürger jüdischen Glaubens kamen nicht zurück, nicht "Itti und Marjane" Cohen, auch nicht "Mali" Polak. Adele Polak wurde in Minsk ermordet, der Todesort von "Karl" Polak ist unbekannt. Mindestens dreißig jüdische Personen mit Geburts- oder Wohnort Oldersum wurden in den Lagern der Nationalsozialisten ermordet (siehe "Juden in Oldersum"). |
1948 bis 1950 fanden diesbezüglich Strafgerichtsprozesse gegen verschiedene verantwortliche Personen aus dem Landkreis Leer, darunter auch gegen Oldersumer, statt. Sie endeten mit vergleichbar milden Urteilen, die meisten der verhängten Freiheitsstrafen mußten aufgrund von Amnestiebestimmungen nicht angetreten werden, viele Verantwortliche wurden gerichtlich nicht belangt. |
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Berichterstattung in der Ostfriesen-Zeitung |
Anfang der 50er Jahre fanden Wiedergutmachungsverfahren für die Nachkommen der enteigneten Juden in Aurich statt. Hier wurde in Teilen finanzieller Verlust ausgeglichen oder Wiedergutmachungszahlungen an den Jewish Trust getätigt. |
Im Oldersumer Standesamt werden die an die Juden zwangsweise vergebenen "Zwischennamen" Sarah und Israel wieder gelöscht, doch die Namenträger sind tot oder ausgewandert. |
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Oldersum ein überproportional hoher Anteil von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße aufgenommen. Lebten 1939 noch 1291 Personen im Flecken, so waren es 1950 bereits 1902, darunter 397 Flüchtlinge und Vertriebene. Insgesamt stieg die Einwohnerzahl in diesem Zeitraum verhältnismäßig stark um 47,3% und sank danach weniger stark bis 1960 um 13,6%. Oldersum hatte also im Vergleich zu anderen ostfriesischen Gemeinden in dieser Phase einen stärkeren Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. |
Viele Familien nahmen die "Flüchtlinge" herzlich auf, heute gelten sie als integriert [Ich sammle Informationen über die Flüchtlingsfamilien, die am Kriegsende oder später nach Oldersum und Umgebung kamen (Arbeitstitel: "Vertrieben nach Oldersum"): wo kamen sie her, was waren die Stationen der Flucht, welche Erlebnisse hatten sie auf dem langen Weg nach Ostfriesland, wo und wie wurden sie aufgenommen? Wer Informationen hat oder seine"Geschichte" festhalten und zur Verfügung stellen will, kann sich an den Verfasser wenden! Eine erste Liste nennt Familien (PDF, 37 KB)]. |
Zu diesem Thema vgl. die Seiten des Bonner Hauses der Geschichte: Flucht, Vertreibung und Integration. |
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Von 1946 bis 1972 hatte Oldersum noch folgende Bürgermeister: Ulrich Köhlke (1946 - 1948), Sander Sanders (1948 - 1952), erneut Niclas Riemann (1952 - 1956), Julius Diedrich (1956 - 1968), der letzte war Antoni Brunken (1968 - 1972). |
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Im Folgenden werden nur noch vereinzelt Geschehnisse genannt, zumeist haben sie etwas mit den städtebaulichen Veränderungen in Oldersum zu tun oder es handelt sich um besondere Ereignisse (nach Auswahl des Verfassers). |
Unmittelbar nach dem Krieg wurden zur Behebung des Wohnungsmangels Behelfsunterkünfte am Bahndamm errichtet, wo zuvor die Baracken der ausländischen Arbeiter standen, später wurden die Siedlungen an der Tergaster Straße und an der Auricher Landstraße erweitert. |
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(Foto: Verfasser) |
In den 1950er bis 1980er Jahren wird Oldersum
durch verschiedene Ereignisse städtebaulich verändert, wie in
den über 500 Jahren vorher nicht, hinzu kommt eine Umstrukturierung
im Bereich Handel und Gewerbe, die noch nicht abgeschlossen scheint:
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Gab es um 1935/40 über 80 Handels-,
Handwerks- und Gewerbebetriebe in Oldersum (einschl. "freier Berufe" wie
Arzt und Apotheker, nach Auswertung von Einwohnerlisten), so sind es 50
Jahre später weniger als die Hälfte.
Mit den strukturellen Veränderungen einher ging ein rasanter Anstieg der Reallöhne und des Lebensstandards, soziale und technische Infrastruktur wurden ausgebaut. Oldersum wurde Wohnsiedlung, neue Wohngebiete entstanden ("Molkereisiedlung", Ulrich-von-Dornum- und Nebenstraßen, "Musikerviertel") und entstehen weiter. Der Ort bietet immer weniger Arbeitsplätze, Beschäftigung finden die Menschen in Industrie und Gewerbe in Emden und Leer, Behörden in Leer und Aurich, nicht wenige pendeln weiter, z.B. nach Papenburg oder Wilhelmshaven. |
Für die "Bis-Mitte-der-60er-Jahre-Geborenen" waren der "Bahndobben" (auf dem später der Kindergarten, die Erweiterungsflächen der Raiffeisen-Genossenschaft, der Bolz- und der Tennisplatz errichtet wurden), Brach- und Unland am Ems-Seitenkanal (verlängerter Bunktillweg), die Gärten der "Oberpfarre" (spätere Lehrerwohnung, zuletzt Lehrer Wäcken; mit Bunker gegenüber der Post), des Pfarrhauses (jetzt Ulrich-van-Dornum-Haus), der "alten Schule" und der Bauernhöfe auf dem Tuitjebült sowie "Diepen´s Tuun" und die Flächen bei der ehemaligen Ziegelei Wumkes "Abenteuerspielplätze", die es heute nicht mehr gibt. |
Ende 1972 sprach sich der Oldersumer Gemeinderat nach langer und kontroverser Diskussion über die Gebietsreform - in der auch die Eingemeindung nach Emden als Alternative diskutiert wurde - für die Zugehörigkeit zur neu zu gründenden Gemeinde Moormerland aus, vier Ratsmitglieder stimmten für Emden. |
Am Freitag, 01.06.1984, stießen zwei Kampfflugzeuge der US-Luftwaffe vom Typ "Phantom" gegen 13 Uhr im Luftraum über Emden zusammen, eine Maschine stürzt bei Riepe / Mittelhaus ab, die zweite ca. 200 m nördlich von Oldersum zwischen Bahnlinie und Bahnseitenweg. Oldersum entging nur knapp einer Katastrophe. |
1987 stellte Herbert Kannegieter seine "Oldersumer Chronik" vor, Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit. |
Am 20.05.1988 starben bei einem schweren Schiffsunglück auf der Ems vor Oldersum vier Personen eines Motorbootes, als es mit einem Binnenschiff kollidierte. |
Im Jahre 1989 ist der Um- und Erweiterungsbau der 1973 errichteten Sparkasse abgeschlossen, in den nächsten Jahren folgten zwei weitere Wohn- und Geschäftshäuser in der Ortsmitte (Am Großen Tief). Damit werden Anfang der 70er Jahre entstandene Baulücken geschlossen und das Ortsbild entscheidend verbessert. |
Seit 1995 erinnert in Oldersum ein Gedenkstein an die jüdischen ehemaligen Bürger des Fleckens, im "Hafenviertel" beginnen Dorferneuerungsmaßnahmen. |
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Angemerkt sei an dieser Stelle noch folgendes:
die Straßenbenennung im alten Ortskern sowie in der "Neustadt" orientiert sich auch nach einigen Umbenennungen seit der Gemeindereform (Mühlenstraße wurde Zur Alten Maar, aus der Neustadtstraße wurde Zum Rorichumer Tief, aus Brückstraße Sielstraße, aus Kirchstraße Am Großen Tief und aus der Bahnhofstraße An der Rotbuche) an den örtlichen Gegebenheiten oder regional-geschichtlichen Ereignissen, auch die Straßen der in der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre hinein entstanden Siedlungen sind nach Oldersumern bzw. nach "regionalen Größen" benannt oder haben sonst örtlichen Bezug (Pastoren an der Auricher Landstraße, Hauptlehrer in der "Molkereisiedlung", Häuptlinge und andere bedeutende Ostfriesen im Bereich westlich der Tergaster Straße). Lediglich im sog. "Musikerviertel" (Straßenbenennung nach deutschsprachigen Komponisten) ist dies nicht der Fall, dabei ließen sich aus der "Oldersumer Chronik" doch reichlich "Oldersumer" Personen oder Ereignisse finden, um dies zu ändern. |
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